US-Zinsen steigen langsam
Europa bleibt auf Nullzinsen-Kurs
von Gerhard Rodler
Zumindest so lange die Zinsen auf dem Allzeit-Tiefststand wie jetzt verharren, bleiben die mit Immobilieninvestments erzielbaren Renditen weiter auf Talfahrt. In Österreich könnten zwischenzeitig beispielsweise Renditen für erstklassige Büroobjekte sogar schon auf 3,3 Prozent bis zum Jahreswechsel hinuntergehen. Auch das wäre ein Rekord.
Eine Änderung ist nicht in Sicht, denn die Nullzinsenpolitik und die lockere Geldmarktpolitik bleibt in Europa auf absehbare Zeit weiter bestehen.
Auch, wenn aus den USA gestern ganz andere Vorzeichen gekommen sind.
Kurt Neuwirth, Finanzexperte und Geschäftsführer von Neuwirth Finance: "In den USA kommt es nur zu einem Abwenden von einer ultralockeren hin zu einer lockeren Geldpolitik. Es wird noch den ein oder anderen Zinsschritt geben, jedoch sprechen wir hier nicht von einer Zinswende, denn eine echte Zinswende würde klassischerweise bedeuten, dass die Notenbank die Wirtschaft einbremsen muss, um die Inflation einzudämmen. Dieses Szenario gibt es aktuell nicht, da die Wirtschaft in Amerika von einer Dynamisierung weit entfernt ist." Obwohl Amerika immer schon als Vorhersagemodell für die Zinsentwicklung in der Eurozone galt, wird die EZB aktuell nicht von ihrem Kurs der ultralockeren Geldpolitik in naher Zukunft abrücken.
Neuwirth: "Die aktuelle Maßnahme der FED ist lediglich eine Bilanznormalisierung. De Facto verringert sie ihr Portfolio, indem sie Schritt für Schritt auslaufende Anleihen im Verhältnis 60/40 (60 Prozent Staatsanleihen, 40 Prozent Hypothekenanleihen) nicht erneuert, um so wieder auf einen alten Stand zu gelangen. Solange es zu keinen negativen Auswirkungen kommt, wird die FED diese Maßnahmen auch weiterhin verfolgen. Sollte es jedoch zu Verwerfungen am Aktien-, Immobilien- oder Anleihenmarkt kommen, werden die Maßnahmen mit Sicherheit sofort wiedereingestellt." Die EZB reagiert derzeit von den USA losgelöst. Grund dafür sind immer noch die großen Unterschiede zwischen den Eurozonenländern. "In Europa sind wir noch weit davon entfernt, dass die EZB gleiche Schritte vollzieht. Im Gegensatz zu Deutschland oder den Niederlanden vertragen Länder wie Italien oder Griechenland keine Straffung der Finanzierungsbedingungen", so Neuwirth abschließend.
Neuwirth Finance schließt nicht einmal aus, dass die Wirtschaft in den USA innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre wieder schwächer wird, so dass ein neues QE-Programm ins Leben gerufen werden könnte.