Verdrängung im Wiener Handel
TOP-Lagen in der City weiter sehr gefragt
von Gerhard Rodler
Im extrem gesättigten Wiener Handel findet derzeit ein zunehmender Verdrängungswettbewerb statt - bei dem letztlich nur Unternehmen mit innovativen Ansätzen überleben werden. Dies ist eine Aussage aus dem seit heute vorliegenden Retail-Marktbericht der Wiener Otto Immobilien Gruppe. Neue Lösungen wären etwa „Omnichannel“-Konzepte, die Online-Handel, Vertrieb und stationären Handel kombinieren, oder ein gelungener Shop-Relaunch mit einem state-of-the-art Design und einer starken Serviceorientierung, die von Kunden heute mehr und mehr erwartet wird. „Künftig geht es für den stationären Handel immer mehr um das sprichwörtliche Einkaufserlebnis der Kunden mit allen Sinnen. Wer da nicht mitmacht, muss Platz machen“, so Retail-Teamleiter Sorin Scurtu. Wien ist bei vielen internationalen Retailern nach wie vor ein begehrter Standort. Die leicht gestiegene Nachfrage konzentriert sich allerdings immer noch auf Top-A bzw. A-Lagen, während B- und C-Lagen weiter an Bedeutung verlieren.
„Die Spitzenmieten liegen hier bei 400 Euro pro m² und Monat bis hin zu sogar 600 Euro pro m² und Monat, diese werden aber tendenziell nur für sehr kleine Flächen bezahlt“, so Scurtu. Für den Einzelhandel auf der Mariahilfer Straße beobachtet man bei Otto Immobilien einen Wandel in Richtung Gastronomie sowie junger dynamischer Mode. Trotz kurzzeitiger Skepsis vor und während der Umgestaltung ist das Interesse an dieser hochfrequentierten Einkaufsstraße nach wie vor groß. „Die gute Passanten-Frequenz, das junge und dynamische Publikum und die im Vergleich zur City etwas moderateren Mietpreise zwischen 50 und 180 Euro pro m² und Monat tragen entscheidend dazu bei“, so Scurtu.
Mit einer Flächendichte von 33 m² pro 100 Einwohner liegt Österreich bei den Shopping-Centern im europäischen Vergleich unter den Top 10. Das Flächenwachstum im Großraum Wien hat sich zuletzt sehr stark eingebremst. Tendenziell entstehen zusätzliche Handelsflächen oder -agglomerationen in Einkaufszentren fast ausschließlich im Zusammenhang mit neuen Büro- oder Wohnprojektentwicklungen, heißt es im Marktbericht weiter. Im Vergleich der Spitzenmieten europäischer Städte liegt Wien mit 1.320 Euro pro m² und Jahr (110 Euro pro m² und Monat) in den Shopping-Center Bestlagen im oberen Mittelfeld auf Berliner Niveau.
Heuer wurden bis zum Stichtag 15. November 2017 rund 460 Millionen Euro in Retail-Immobilien investiert, wobei sowohl das absolute Volumen als auch der Anteil an Retail Transaktionen in den Jahren 2016 / 2017 im Vergleich zu den Vorjahren stark zurückging.