Besonders Landeshauptstädte legen zu
Wohnungspreise steigen immer noch
von Charles Steiner
Immer noch legen die Wohnungspreise zu - zumindest die Angebotspreise sind im Vorjahr gegenüber 2016 noch einmal angestiegen (wobei diese ja noch nicht den tatsächlichen Kaufpreis darstellen, da dort immer mit Abschlägen zu rechnen ist). Und da bemerkt man besonders in den Bundesländern, dass in manchen Bezirken von den Verkäufern die Preise anfänglich zu hoch angesetzt wurden, was in Preiskorrekturen nach unten resultiert. Laut einer Marktübersicht, die von der Immobilienplattform willhaben.at erstellt wurde, waren in mehr als 80 Prozent der österreichischen Bezirke Steigerungen bei den jeweiligen m²-Preisen zu verzeichnen gewesen, die Datenbasis waren dabei rund 120.000 Anzeigen, die auf willhaben.at inseriert waren.
Wenig verwunderlich wurden vor allem in Wien Eigentumswohnungen gegenüber 2016 deutlich teurer angeboten. Dort haben die Angebotspreise, so willhaben.at, um 8,9 Prozent angezogen, Ausreißer dabei war die Wieden mit 25,6 Prozent und die Josefstadt mit 20,8 Prozent. Allerdings, so relativiert die Marktübersicht, ist dort die Anzahl der angebotenen Wohnungen auch größer geworden. Zugelegt haben die Angebotspreise auch in den Landeshauptstädten zwischen vier und sechs Prozent, am stärksten war die Preiskurve in Bregenz mit 15 Prozent, in St. Pölten mit 2,5 Prozent eher moderat. In Klagenfurt und Graz wie Salzburg zogen die durchschnittlichen m²-Preise um 6,4 bzw. 6,3 Prozent an, in Eisenstadt um 5,9 Prozent. In Linz betrug die Steigerung 4,4 Prozent.
In den Bundesländern gab es ebenfalls einige Auffälligkeiten. In Kärnten war mit 24,3 Prozent der Anstieg in Feldkirchen am stärlsten, dafür gab es in Spittal und St. Veit wie Völkermarkt eine Korrektur nach unten mit -4,9 und -7,2 Prozent. Ähnliches Bild in Oberösterreich: Während die Angebotspreise in Freistadt um ein Viertel anwuchsen, sanken sie in Schärding um 9,8 Prozent. In Tirol schnellten dafür die Angebotspreise in Kitzbühel um gut ein Drittel nach oben, in Innsbruck Land um nur mehr 4,9 Prozent. 12 Prozent mehr war der Angebotspreis im steirischen Leoben, in Murau und der Südoststeiermark gaben die Preise um 4,1 Prozent bzw. 5,5 Prozent nach. Der höchste Anstieg in Salzburg war in St. Johann im Pongau mit 9,2 Prozent, der niedrigste in Zell am See mit 1,8 Prozent. Während in Vorarlberg in Bludenz und Bregenz Steigerungen von 16,2 bzw. 15 Prozent zu verzeichnen waren, war Feldkirch leicht rückläufig. Und auch obwohl im Burgenland mehr Wohnungen auf dem Markt gekommen waren, waren auch hier gesamt Steigerungen von 5,9 Prozent beobachtet worden, die höchsten in Mattersburg mit mehr als 11 Prozent.
Für Judith Kössner sind diese Preisanalysen ein Beitrag für mehr Transparenz - sie sollen Suchenden und Abgebern eine Orientierungshilfe bieten, so die Leiterin des Bereichs Immobilien in einer Mitteilung.
Preissteigerungen sind immer noch verträglich
Immo-Markt läuft nicht aus dem Ruder
von Charles Steiner
Horrormeldungen über drastisch steigende Mieten werden gerne verbreitet, vor allem von der heimischen Politik. Für den Bürger generiert sich so das Bild, dass der Immobilienmarkt aus den Fugen gerät, sie sich entweder das Wohnen nicht mehr leisten können oder dass gar eine Blase droht. Doch ist das so? In der gestrigen Punkt eins-Sendung im Ö1 erklärte Wolfgang Amann, Immobilienforscher und Geschäftsführer des Instituts für Immobilien, Bauen und Wohnen, dass dem eben nicht so ist. Immerhin, wirft Moderatorin Kristin Gruber ein, seien die Mietpreise in den seit 2008 Jahren um 35 Prozent gestiegen, wie eine Studie der Arbeiterkammer erhoben - und als unverhältnismäßig bezeichnet hat. Amann entgegnete, dass das zwar nach viel klinge, heruntergerechnet pro Jahr sei die Steigerung aber wieder deutlich niedriger, also rund vier Prozent. "Das ist zwar mehr als die Inflationsrate - die Teuerung liegt bei etwa zwei Prozent - aber immer noch kein Wert, wo die Alarmglocken läuten sollte", so Amann. Denn in diesem Zeitraum seien zwar auch die Lebenserhaltungskosten um 15 Prozent gestiegen, die Einkommen aber auch um 22 Prozent. Auch wenn die Mieten mit 35 Prozent am stärksten gestiegen seien, sei das immer noch ein verträgliches Maß.
Warum? Europaweit gesehen liegt Österreich bei den Kosten für Wohnen und Energie mit 18 Prozent immer noch deutlich unter dem Durchschnittswert, der mit 22 Prozent angegeben wurde. Betrachtet man den Aspekt, wie viele Haushalte mehr als 40 Prozent der Miete für Wohnen und Energie ausgeben müssen (dieser Wert wird als problematisch betrachtet), dann sind es in Österreich nur fünf Prozent - europaweit wären das dreimal so viel. Warum sich aber der Markt in den vergangenen Jahren so stark entwickelt hat? Amann: "Das hat mit der globalen Finanzkrise zu tun, wo die Menschen statt Finanzprodukten in Wohneigentum investiert hatten." Vor 2008 war der Markt sehr ruhig, es habe kaum Preis- und Mietsteigerungen gegeben.