Der Immo-Motor erweist sich immer noch als kraftvoll
Der Optimismus hält weiter an
von Charles Steiner
Spätzyklus hin oder her - die Kombination aus der europäischen Nullzins-Politik, einer boomenden Wirtschaft und niedrigen Leerstandsraten stimmt die Immobilienbranche nach wie vor guter Hoffnung, dass das Hoch anhalten und vor allem stabil bleiben wird. Das geht aus dem heute veröffentlichten Trendbarometer zur Expo Real von EHL Immobilien hervor. Diesem zufolge werde die derzeitige positive Entwicklung noch anhalten. Michael Ehlmaier, Geschäftsführender Gesellschafter von EHL Immobilien, erklärte darin sogar, dass er sich an keine Expo Real erinnern könne, bei der die führenden Marktteilnehmer derartig optimistisch waren wie heuer.
Doch einige Trends kristallisieren sich sowohl für Gewerbe- als auch für Wohnimmobilien heraus, die die kommenden Monate (und womöglich auch Jahre) dominieren werden. Franz Pöltl, Geschäftsführender Gesellschafter EHL Investment Consulting, sieht im Bereich Immobilieninvestment, dass zwar hohe Liquiditätsreserven Investoren veranlassen würden, ihre Kriterien zu lockern und auch kleinere Objekte zu kaufen, dennoch gilt, dass, je höher das Investment, desto höher die Nachfrage. „Das liegt vor allem daran, dass bei Volumina über 100 Millionen Euro neben den kontinentaleuropäischen institutionellen Anlegern Investoren aus Asien und dem Nahen Osten intensiv nach Veranlagungsmöglichkeiten suchen. Die aggressive Investmentstrategie dieser Käufergruppe führt dazu, dass die Renditen in der obersten Gewichtsklasse besonders stark unter Druck geraten sind.“ Hier zeichne sich auch ab, dass Investoren immer früher in Projekte einsteigen und mittlerweile bereit seien, substanzielle Teile des Entwicklerrisikos zu tragen. Neben dem mittlerweile verbreiteten Forward Purchase taucht jetzt auch das Forward Funding immer häufiger auf, bei der der Investor die Entwicklung finanziert und damit auch ein gewisses Ausfallsrisiko trage.
Was Büroimmobilien betrifft, wird das kommende Jahr mit der geringen Fertigstellungsquote zwar ein Zwischenjahr, allerdings werde es für 2020 und 2021 wieder ein gutes Marktumfeld für Neuentwicklungen geben, sagt Stefan Wernhart, Geschäftsführer von EHL Gewerbeimmobilien. „Entwickler richten ihr Timing auf dieses Zeitfenster aus. Auch die derzeit sehr hohen Baupreise verstärken die Fokussierung auf 2020 und Folgejahre.“
Was Wohnimmobilien betrifft, habe man bereits während der ersten Tage der heurigen Expo Real eine Reihe von Suchaufträgen für österreichische Wohnimmobilien erhalten, berichtet Sandra Bauernfeind, Geschäftsführende Gesellschafterin EHL Wohnen: „Gesucht werden Objekte oder Portfolios von 100 Wohnungen aufwärts, Entwicklungsprojekte ebenso wie Bestandsimmobilien außerhalb des Vollanwendungsbereichs des MRG.“
Bautätigkeit für Studentenwohnungen hinkt hinterher
Wohnungen für Studierende knapp
von Charles Steiner
Es ist wenig verwunderlich, dass internationale Investoren vermehrt in das Segment Studentenwohnen anlegen. Die Nachfrage nach Studierendenunterkünften wird immer höher - und das Angebot ist knapp. Damit ist das Risiko eines Leerstands sehr gering, ein durchgehender Cashflow quasi garantiert. Doch auch wenn es mittlerweile an mehreren deutschen Hochschulstandorten entsprechende Projekte gibt, zeichnet sich laut einer Studie des Instituts für deutsche Wirtschaft ein Wohnungsmangel für Studierende ab, die Bautätigkeit solcher Wohnungen hinkt der Nachfrage längst hinterher.
Denn, so das IW: Die Zahl der Studierenden in Deutschland ist seit 2010 um 28 Prozent gestiegen, an manchen beobachteten Hochschulstandorten betrug der gemessene Zuwachs sogar 40 Prozent, so in der eben veröffentlichten Studie. Dem entsprechend sind auch die Mieten kräftig angestiegen, verglichen mit 2010 betrug die Steigerung im ersten Halbjahr allein in München 51 Prozent, in Berlin sogar 67 Prozent. Durchschnittlich müssen Studierende in München für eine entsprechende Wohnung in Uni-Nähe mit etwa 25 m² und einfacher Ausstattung 613 Euro warm bezahlen, in Frankfurt sind es immer noch 531 Euro pro Monat. In Köln betragen die Kosten 454 Euro, in Hamburg 359 Euro, in Berlin noch 330 Euro.
Das ist mittlerweile auch entscheidend für die Hochschulwahl, in anderen Städten ist für eine 25 m² in Uni-Nähe deutlich weniger zu bezahlen. Michael Voigtländer, Leiter des Kompetenzfelds Finanzmärkte und Immobilienmärkte sieht dabei den Trend, dass Mieten die Wahl der Hochschule beeinflussen: „Dieser Trend bietet Chancen für die regionale Entwicklung. Schließlich können starke Hochschulen abseits der Großstädte Wachstumsimpulse geben und damit gleichsam die angespannten Wohnungsmärkte der Großstädte entlasten“.