Prozessauftakt gegen Cevdet Caner
Linzer Pleitier bestreitet Vorwürfe
von Charles Steiner
Zehn Jahre ist es her, als Cevdet Caner mit seiner damaligen Level-One-Gruppe in Deutschland eine Milliardenpleite hingelegt hatte. Jetzt hat der Bankrott, der die zweitgrößte Immobilienpleite in Deutschland darstellt, ein gerichtliches Nachspiel. Heute hat am Wiener Landesgericht für Strafsachen der Prozess gegen den Linzer begonnen. Die Anklage wirft Caner vor, bei seinen Investmenttätigkeiten rund um den Kauf von Immobilien in Ostdeutschland Banken und Anleihegläubiger um rund 145 Millionen Euro geschädigt zu haben. Davon soll Caner, so die Staatsanwaltschaft, einen großen Teil für sich abgezweigt haben. Caners Anwälte bestreiten dies. Sein Medienanwalt Ben M. Irle von Irle Moser Rechtsanwälte fordert einen Freispruch, vielmehr hätten im Jahr 2008, zum Höhepunkt der Finanzkrise, ein Konsortium aus Banken und Hedgefonds kurz vor dem geplanten Börsegang die „Gelegenheit zu einer feindlichen Übernahme genutzt und die Level One gezielt in die geplante Insolvenz geführt“.
2005 hat Cevdet Caner mit Unterstützung der Credit Suisse und ohne nennenswertes Eigenkapital in Ostdeutschland innerhalb von drei Jahren ein Immobilienimperium mit rund 28.000 Wohneinheiten aufgebaut, 2009 krachte die Level One mit einem Schuldenberg von rund 1,5 Milliarden Euro in die Pleite. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt seit 2010 gegen Caner und 19 weitere beteiligte Personen (immoflash berichtete vor zwei Jahren). Caners Anwalt für medienrechtliche Belange argumentierte, dass von der Staatsanwaltschaft Berlin eingeleitete Ermittlungsverfahren bereits 2008 bzw. 2012 eingestellt worden waren und wirft der mit der Causa betrauten Staatsanwältin in Wien vor, Caner nie während der Ermittlungen befragt zu haben. Zudem sei die Republik Österreich aufgrund der „überlangen Verfahrensdauer“ zu einer Schadensersatzzahlung verpflichtet worden.
Der Name Cevdet Caner war im Frühjahr 2016 indirekt auch am Tauziehen zwischen der conwert und ihrem damaligen Kernaktionär Adler Real Estate im Zuge der außerordentlichen Hauptversammlung, wo es um die Neubesetzung des Verwaltungsrats ging, gefallen. Caner war damals über die Mezzanine IX mit 21,78 Prozent an Adler beteiligt, was den Aktionären damals eher sauer aufgestoßen war. Auch nachdem jetzt die Vonovia die conwert übernommen hatte, gibt es noch Rechtsstreitigkeiten, ob Adler mit einer Bietergruppe ein Pflichtangebot hätte legen müssen, was aber laut den Klägern unterblieb. Da stehe noch eine rund 60 Millionen Euro schwere Klage im Raum. Der neue conwert-Eigentümer Vonovia ist davon nicht betroffen. Es gilt für alle Beteiligten die Unschuldsvermutung.