MIPIM im Banne der Politik
Zittern vor Ausgang der Hollandwahl
von Gerhard Rodler aus Cannes
Kaum eine MIPIM der zurückliegenden zwei Jahrzehnte stand schon von Beginn an so im Zeichen der aktuellen internationalen politischen Unsicherheiten, wie in diesem Jahr. Mit Ausnahme der MIPIM vor der Brexit-Abstimmung in Großbritannien.
Morgen, dem 15. März, wählen die Niederlande ein neues Parlament. Kurze Zeit darauf findet die Präsidentschaftswahl in Frankreich statt. Die Entscheidungen in beiden Ländern sind völlig offen, genau wie die Konsequenzen möglicher Wahlsiege von Geert Wilders und des Front National für Europa und den Euro. Prognosen angesichts solcher politischer Unwägbarkeiten sind schwierig - umso wichtiger ist es, einen zuverlässigen und beständigen Partner zu haben, der über internationale Marktkenntnis verfügt und seine Kunden auch durch turbulente Zeiten verlässlich führt.
Und es ist faszinierend, wir sehr sich hier in Cannes auf der weltgrößten Immobilieninvestment-Veranstaltung die Diskussionen innerhalb der Branchenteilnehmer so sehr um diese „politischen Rahmenbedingungen“ drehen. Wahrscheinlich mit gutem Grund: Viel mehr noch als die Auswirkungen einer möglichen Zinswende dürften nämlich die Ergebnisse der beiden Abstimmungen die europäische Immobilienentwicklung auf Jahre, wenn nicht Jahrzehnte prägen. Denn in beiden Ländern wird mit der Wahl gleichzeitig über ein Ausstiegsszenario aus der EU indirekt mit abgestimmt. Zumindest wäre dies eine wichtige Weichenstellung.
Politische Themen sind in der Immobilienbranche längst keine rein private Angelegenheit mehr, sie gehören inzwischen zum Tagesgeschäft. Noch vor ein paar Jahren hatte die Branche beispielsweise Wahlergebnisse eher als Randnotiz wahrgenommen, aber im aktuellen politischen Umfeld in Europa können daraus mittelfristig durchaus Auswirkungen auf die Performance beziehungsweise die Rendite eines Portfolios erwachsen. Nicht zuletzt das Brexit-Votum hat gezeigt, dass eine politische Neuausrichtung Investments beeinflussen kann.
Im Falle der Niederlande wäre ein drohendes Austrittsszenario, so ist man hier in Cannes überzeugt, nicht nur für den niederländischen Immobilienmarkt selbst, sondern für ganz Europa fatal. Immerhin fließen gerade jetzt Millarden an Investitionen in den gerade eben wieder aufblühenden Immobilienmarkt vor allem in Amsterdam. Vom einem EU-Austritt Hollands wären jedenfalls auch österreichische Unternehmen direkt betroffen, die vor allem auch in Hotels investieren.