Millionenschäden durch Abrissstopp
Wiener Wohnprojekte in Gefahr
von Gerhard Rodler und Stefan Posch
Der buchstäblich über Nacht gekommene Abrissstopp für möglicherweise erhaltenswerten Altbestand in Wien dürfte Schäden in hoher Millionenhöhe auslösen - wer immer für diesen letztendlich gerade zu stehen hat.
Ein betroffenes Unternehmen ist der Immobilienentwickler AIRA, der ein Wohnprojekt in der Donaufelder Straße im 22. Wiener Gemeindebezirk realisieren wollte. Die Arbeiten mussten aber gestoppt werden weil ein zweistöckiges Gebäude von der MA 37 als schützenswert klassifiziert wurde. Was das für das Objekt, bei dem mit den Abrissarbeiten bereits begonnen wurde, bedeutet, ist noch unklar. "Wir haben dazu keinerlei Information bekommen", erzählt AIRA-Geschäftsführer Roman Ascherov, der vergangene Woche den Bescheid erhalten hat.
Geplant waren bei dem Projekt 5.000 m² Wohnraum. Kann die eine Liegenschaft nicht bebaut werden, würde die Stadt Wien 2.000 m² Wohnraum verlieren. Am liebsten würde Ascherov das Gebäude wieder verkaufen: "Die Stadt Wien ist gerne eingeladen das Objekt zum Einkaufspreis zu erwerben." Noch hat er die Hoffnung auf eine einvernehmliche Lösung mit der Stadt nicht aufgegeben und sucht das Gespräch mit den Behörden.
Auf Konsens ist auch Franz Kollitsch aus, dessen Unternehmen (GSB Eins, GSB Zwei und GSB Drei) Ende des Vorjahres die ehemalige Schokoladenfarik Schmidt & Söhne von der Immofinanz laut Kaufvertrag für knapp 22 Millionen Euro netto gekauft hat. Geplant war von Anfang an der Abriss und die Errichtung von leistbaren Mietwohnungsgebäuden im Ausmaß von rund 30.000 m² Nutzfläche.
Spannend daran ist auch die Tatsache, dass allein die Ausmieten einen höheren sechstelligen Betrag an Mieterabfindungen gekostet hatte. Kollitsch indessen hofft weiter auf eine Einigung: "Ich kenne die Stadt Wien als guten Partner und bin daher sicher, dass wir auch in diesem Fall zeitnah eine gute Lösung finden werden". Tatsächlich dürfte die Errichtung von leistbarem Mietwohnraum auch im öffentlichen Interesse liegen.
Derzeit schaut die Baustelle dort aber alles andere als nach leistbarem Wohnraum aus: Mehr als die Hälfte der Liegenschaft wurde bereits nach bis dahin geltenden Gesetzen abgerissen, ein originalgetreuer Wiederaufbau ist wirtschaftlich undenkbar und wohl auch wenig sinnvoll. Jetzt steht alles, wofür täglich Kosten anfallen. Wer diese letztlich zu bezahlen hat, steht noch in den Sternen.