Britische Immomärkte brechen ein
Bye, bye UK ...
von Gerhard Rodler
Erste Zeichen einer aufziehenden Gewitterfront am britischen Immobilienmarkt. Drei von vier Investoren mit Sitz in Deutschland geben in einer Umfrage der Union Investment an, nicht (mehr) im britischen Immobilienmarkt investieren zu wollen. Etwas größer ist das Vertrauen der französischen Investoren in den britischen Immobilienmarkt. Hier sind es 55 Prozent, die UK für die nächsten zwölf Monate "on hold" gesetzt haben. Doch auch der nach Innen gerichtete Blick wirft kein gutes Licht auf die augenblickliche Verfasstheit auf der Insel.
Von sich in den nächsten zwölf Monaten weiter verschlechternden Rahmenbedingungen gehen 32 Prozent der britischen Investoren aus, weitere 56 Prozent erwarten sich zumindest bis zum Sommer 2019 keine Aufhellung des Investitionsklimas.
Ein Allzeittief: 56 Prozent der britischen Investoren erwarten sich eine deutliche Verschlechterung der Rahmenbedingungen für Investitionen im Einzelhandel in den nächsten zwölf Monaten. Bei den Büroinvestments sind es nur 14 Prozent. Insgesamt bleibt die Stimmung auch auf den europäischen Büroinvestmentmärkten verhalten. Nur jeder vierte Investor beobachtet Anzeichen einer kurzfristigen Marktaufhellung. In UK glauben gerade einmal 2 Prozent an einen verbesserten Ausblick für ihrem Heimatmarkt.
Wie der in Großbritannien ermittelte Investitionsklimaindex ausweist, hat sich die Stimmung unter den britischen Investoren im Kontext des Brexit weiter eingetrübt. Mit jetzt nur noch 60,6 Punkten (letzte Messung: 63,6 Punkte) verliert dieser weiter an Boden gegenüber den ebenfalls schwächelnden Indizes in Deutschland und Frankreich.
Brexit-Flüchtlinge lassen Frankfurter Leerstand sinken
... hello Frankfurt
von Charles Steiner
Nach derzeitigem Stand der Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU deutet alles auf einen harten Brexit hin. Für globale Finanzdienstleister ist das natürlich ein Problem, weswegen sie zunehmend nach Kontinentaleuropa strömen. Und da hat Frankfurt gute Karten: Laut Halbjahresbilanz von BNP Paribas Real Estate, CBRE, Savills Investment Management und JLL, die vom Sprachrohr des Frankfurter Finanzplatzes, Frankfurt Main Finance, zusammengefasst wurde, habe die starke Vermietungsdynamik (durchschnittlich weit über 250.000 m²) im ersten Halbjahr zur niedrigsten Leerstandsquote seit 15 Jahren geführt - Tendenz nach unten.
Denn: Laut Frankfurt Main Finance hätten bereits 25 Finanzdienstleister ihre Absicht bekundet, Geschäftsbereiche oder Kapazitäten nach Frankfurt anzusiedeln. Im Jahreswechsel 2018 geht man von rund 2.000 neu geschaffenen Arbeitsplätzen aus, mittelfristig sollen es sogar 10.000 sein. Und diese finden in Frankfurt nach wie vor passende Geschäftsflächen vor, die mit 43 Euro/m² im Gegensatz zu London (118 Euro) und Paris (71 Euro) noch relativ günstig sind: Derzeit betrage der Leerstand 8,3 Prozent, weswegen, der Markt, so Hubertus Väth, Geschäftsführer, Frankfurt Main Finance, die Nachfrage nach wie vor gut absorbieren könne: „Frankfurt ist auf die Geschäftsverlagerungen von London nach Frankfurt in Folge des Brexit gut vorbereitet.“
Allerdings: Nicht alle Flächen, die noch zu haben sind, entsprechen den Bedürfnissen der Brexit-Flüchtlinge, was Lage, Ausstattung, Mietdauer oder Mietpreis betrifft. Neue Flächen kommen heuer so gut wie keine auf den Markt, bis Ende des Jahres dürfte die Fertigstellungsquote lediglich 10.000 m² betragen. Allerdings dürfte sich die Situation 2020 deutlich entspannen - dann dürften um die 485.000 m² fertiggestellt sein.