Dass die britische Premierministerin Theresa May mit ihrem Brexit-Deal vor dem Parlament scheitern wird, war abzusehen. Nicht abzusehen war allerdings, wie deutlich ihr mit der EU ausgehandeltes Austrittsabkommen gestern abgewürgt wurde. Mit 432 zu 202 Stimmen ließen die britischen Abgeordneten den Deal geradezu durchfallen, heute Abend muss sich May einem Misstrauensvotum stellen. Doch wie geht es weiter, nachdem die Uhr bis zum 29. März tickt? Vor allem in der Immobilienbranche zeigt man sich eher ratlos. Denn unklar ist jetzt, ob es einen harten Brexit, nach einer Fristverlängerung doch noch einen Deal oder überhaupt gar keinen EU-Austritt gibt. Richard Lemon, Geschäftsführer der Danube Property Consulting und selbst Brite schätzt, dass May das heutige Misstrauensvotum überstehen wird und es zu einer Fristverlängerung kommen dürfte, bei der am Ende ein geregelter Austritt aus der EU herausschauen könnte: „Die wahrscheinlichsten Szenarien sind entweder ein Soft Brexit oder gar kein Brexit. Dass es zu einem ungeordneten Austritt kommen könnte, glaube ich allerdings nicht.“ Die Wahrscheinlichkeit eines neuen Referendums schätzt Lemon als nicht sehr hoch ein. Seinen Beobachtungen zufolge würden jetzt Investoren Exit-Pläne Richtung Kontinentaleuropa schmieden. Denn zahlreiche Investoren, die nach dem Brexit-Referendum in London gekauft hätten, hätten durchaus darauf gewettet, dass der Ausstieg doch nicht stattfinden dürfte. Und wenn es zu einem harten Brexit käme, dürften die Märkte einem empfindlichen Einbruch erleben. Ebenso sieht es auch Karen Watkin, Portfoliomanagerin All Market Income bei AllianceBernstein (AB): „Die größer als erwartet ausgefallene Niederlage der Regierung von Theresa May signalisiert den Anfang einer Entscheidung für die Brexit-Frage. Auch wenn das Abkommen, das May mit der Europäischen Union (EU) ausgehandelt hat, abgelehnt wurde: Die meisten Parlamentarier sind bestrebt, einen ungeregelten Austritt zu vermeiden. Damit sind ein geänderter Deal und sogar gar kein Brexit durchaus immer noch das realistischste Ergebnis.“
Mit gemischten Gefühlen betrachtet der gescheiterte Deal Franz Pöltl, Chef der EHL Immobilien Consulting: „Nach diesem Ergebnis wird es jetzt sicher einige Nutzer geben, die ernsthaft über einen Standortwechsel nach Kontinentaleuropa nachdenken, da deren Geschäftsmodell von Großbritannien aus nur noch schwer umsetzbar sei, wenn es zu einem ungeordneten Brexit kommen würde. Generell ist der Brexit ein Verlust für alle Beteiligten.“ Auch wenn auf einen regulierten Austritt hofft, dürfte der Brexit die Nachfrage nach Büro- und Wohnimmobilien angekurbelt werden. Da hätte auch Österreich gute Chancen: „Österreich könnte sich als guter Standort promoten, nachdem sich mehrere Unternehmen in Richtung EU orientieren“, so Pöltl.
Nachdem passende Investmentprodukte im österreichischen Büroimmobiliensektor mittlerweile mehr als rar sind, springen Investoren zunehmend auf Wohnimmobilien auf. Dieser Trend hat für das Vorjahr zu einem interessanten Spezifikum geführt, wie aus einer Analyse von CBRE hervorgeht. Denn 2018 wurden genauso viel in Wohnimmobilien investiert wie in Büroflächen, nämlich 1,2 Milliarden Euro. Damit machen die beiden Assetklassen jeweils etwa 30 Prozent des Gesamtinvestitionsvolumen von insgesamt 3,95 Milliarden Euro aus.
Dass sich Wohnimmobilien eines derart reißenden Absatzes erfreut, führt Georg Fichtinger, Head of Investment Properties bei CBRE einerseits auf eine angezogene Neubautätigkeit, die zu einer attraktiveren Angebotssituation geführt habe und andererseits auf ein ähnliches Renditeniveau wie bei klassischen Gewerbeimmobilien zurück: "Besonders das Interesse deutscher Investoren an österreichischen Wohnimmobilien ist in den letzten Jahren stark angestiegen. So entfiel im letzten Jahr bereits mehr als die Hälfte des deutschen Investmentvolumens in Österreich auf Wohnimmobilien", so Fichtinger.
Ebenfalls gestiegen sind die Investments in Wohnimmobilien in Deutschland: Dort habe das Transaktionsvolumen für Portfolios ab 50 Einheiten um zehn Prozent auf 17,2 Milliarden Euro zugelegt. "2018 konnten wir über alle Risikoklassen hinweg eine hohe Nachfrage verzeichnen. Insbesondere Core-Plus-Portfolios lagen im Fokus der Investoren. Ungeachtet der Risikoklasse gewinnen großvolumige Transaktionen wieder stärker an Bedeutung", so Konstantin Lüttger, Head of Residential Investment bei CBRE Deutschland, der als größten Deal die Übernahme der Buwog durch die Vonovia nannte.
Nachdem Ralf Kind den Chefsessel bei der Deutschen Mittelstand (Demire) räumen musste und in Folge auch dessen Vorstandsmandat bei der Demira-Beteiligung Fair Value REIT zurückgelegt hatte, vermeldet die Fair Value Reit, mit sofortiger Wirkung Ingo Hartlief in den Vorstand berufen zu haben und ihn zum Vorstandsvorsitzenden bestellt zu haben. Sein Vertrag läuft bis 2021. Hartlief ist bereits seit Dezember 2018 - also kurzfristig nach der Abbestellung von Ralf Kind - auch Vorstandsvorsitzender der Demire. Auch Kind hatte den Posten als Vorstandschef bei der Demire und der Fair Value REIT in Personalunion geführt.
Der Crowdinvestingmarkt in Österreich wird immer mehr von Immobilienprojekten dominiert. 2018 stieg der Anteil der investierten Gelder in Immobilienprojekten auf 75,5 Prozent. Das zeigen Marktzahlen des Crowdfunding-Vergleichsportals Crowdcircus, die im Rahmen eines Neujahrsempfang der Crowdinvestingplattform Dagobertinvest präsentiert wurden. 2017 machten Immobilieninvestitionen noch die Hälfte der Gesamtinvestments aus.
Im vergangenen Jahr wurde mit mit 38,2 Millionen Euro auch ein neues Rekordvolumen finanziert, ein Plus von 19,6 Prozent im Vergleich zu 2017. Insgesamt wurden 2018 mehr als 300 Projekte abgewickelt. Seit Durchführung des ersten Crowdfunding-Projekts im Jahr 2012 kann die heimische Branche per Stichtag 31.12.2018 auf ein kumuliertes Projektvolumen mit 111,04 Millionen Euro und somit erstmals auf ein Gesamtvolumen im dreistelligen Millionenbereich zurückblicken.
Insgesamt 19 unterschiedliche österreichische Crowdfunding-Plattformen waren laut den Daten im Jahr 2018 mit Projekten aktiv am Markt vertreten. 32,3 Millionen Euro beziehungsweise knapp 84 Prozent des Gesamtmarktvolumens wurden dabei von den Top-5 Plattformen Dagobertinvest, Home Rocket, Rendity, Green Rocket und Immofunding abgewickelt. Mit Ausnahme von Green Rocket handelt es sich bei den Top-5 Anbietern ausschließlich um spezialisierte Immobilien-Crowdinvesting-Plattformen. Bei Einzelplattformbetrachtung geht im Jahr 2018 laut Crowdcircus Dagobertinvest mit einem Marktanteil von 31 Prozent als Marktführer hervor - im Falle einer aggregierten Wertung der drei Crowdfunding-Plattformen aus dem Hause „Rocket“ (Home Rocket, Green Rocket und Lion Rocket) würde sich der in Graz beheimatete Schwarmfinanzierungsanbieter mit 37 Prozent Marktanteil als Branchenprimus 2018 durchsetzen.
Der Non-Food-Discounter Action expandiert weiter - diesmal ins Oberkärntner Spittal, wo Ende Jänner eine Filiale im Stadtparkcenter eröffnet wird. Wie EHL Gewerbeimmobilien, die den Deal vermittelt hatte, mitteilt, hatte dazu Action eine Fläche von 950 m² in der Retailimmobilie angemietet.
Damit füllt sich das von EHL gemanagte Stadtparkcenter weiter - erst im Vorjahr konnte mit der Textilkette Colloseum ein Ankermieter gewonnen werden. Aktuell sind 18.000 m² an 22 Einzelhändler, sechs Gastronomie und an ein Kinocenter vollvermietet. Für Jörg Bitzer, EHL Einzelhandelsspezialist, ist die Ansiedlung von Action ein wichtiger Schritt zur Optimierung des Mietermixes, wie er in einer Aussendung erklärt: ""Action ist ein attraktiver Einzelhändler, der in der Periode 2016/2017 nicht umsonst zu Europas Retailer of the Year gekürt wurde. Er wird für zusätzliche Kundenfrequenz sorgen und das gesamte Center weiter aufwerten."
Dass Investoren zunehmend an Wohnimmobilien Geschmack gefunden haben, bekommt auch die Rustler Immobilienentwicklung zu spüren. Diese errichtet nämlich derzeit in der Herbststraße 17 in Wien-Ottakring ein Neubauobjekt mit 25 Mietwohnungen. Besagtes Projekt ist jetzt an einen börsennotierten heimischen Investor verkauft worden - und zwar als Forward Purchase, denn fertiggestellt werden die Wohneinheiten im Herbst des kommenden Jahres. Es ist übrigens nicht das erste Rustler-Projekt, das an einen institutionellen Anleger verkauft wurde. Erst kürzlich ist ein ähnliches Projekt - ebenfalls in Ottakring - für einen Investor entwickelt und fertiggestellt. Markus Brandstätter, Geschäftsführer von der Rustler Projektentwicklung zeigt sich für Entwicklungen an Anleger offen: „Weitere Projekte für Investoren und Eigennutzer im Bezirksteil Neulerchenfeld sind bereits in Vorbereitung.“
Volumen 2018 um 60 Prozent höher als 5-Jahresschnitt
von Stefan Posch
Das Logistik- und Industrieimmobilien in Deutschland aktuell hoch im Kurs stehen, ist bekannt. Doch auf welch hohem Niveau sich die Assetklasse mittlerweile bewegt, zeigen nun Zahlen von JLL für das vergangene Jahr. Demnach wurde mit einem Transaktionsvolumen von knapp 7,5 Miiliarden Euro das zweitbeste jemals erzielte Logistik-/Industrie-Jahr erzielt. Gegenüber dem Fünfjahresschnitt ist das Plus in 2018 von 60 Prozent.
Deutlich zugelegt haben kleinere Transaktionen. Mit 140 Transaktionen ist dies ein sehr dynamisches Segment. Käufe in diesem so genannten MidCap-Segment (Investments bis zu einer Einzelgröße von 15 Millionen Euro) erreichten zusammen ein Volumen von 810 Millionen Euro. Willi Weis, Head of Industrial Investment JLL Germany: „Kapitalsammelstellen planen für 2019, dafür vermehrt separate Ankaufsvehikel zu realisieren.“ Trotz der auch insgesamt deutlich höheren Anzahl an Transaktionen (230, + 13 Prozent), blieb das Ergebnis hinter dem Rekordvolumen von 2017 zurück (-14 Prozent). Der Grund? 2017 kamen die fünf größten Abschlüsse auf ein Volumen von 4,57 Milliarden Euro, entsprechend 53 Prozent, 2018 waren es 2,46 Milliarden Euro, entsprechend einem Drittel des gesamten Logistikvolumens. Darunter finden sich die größte Transaktion, der Verkauf des so genannten Laetitia-Portfolios von Aurelis Real Estate an die Swiss Life, bestehend aus 32 Gewerbeimmobilien an Standorten in ganz Deutschland, der Verkauf des Optimus Prime Portfolio durch Beos an Heleba Invest oder der Verkauf eines Logistikportfolios von der Alpha Industrial Holding S.A. an Frasers Property Limited, bei dem der Großteil mit ca. 500 Millionen Euro auf deutsche Immobilien gefallen war. Allesamt sind es Transaktionen mit Risikoprofil Core Plus, u.a. also in guter bis sehr guter Lage, mit Nutzern guter Bonität, kürzer laufenden Mietverträgen.
Der Fachmarkt- und Einkaufszentrumsspezialist Krocon Holding erweitert sein Managementortfolio. Das Unternehmen wurde mit dem Asset- und dem Centermanagement für das CineNova mit 18.000 m² in Wiener Neustadt und dem „Kauf“ mit 6.800 m² in Hollabrunn betraut.
Das Portfolio wächst damit auf elf Einkaufs- und Fachmarktzentren, die gemanagte Mietfläche erreicht insgesamt rund 112.000 m². Darüber hinaus verwaltet Krocon im Rahmen der Kaufmännischen und Technischen Hausverwaltung mehrere Dutzend weitere Standorte. „Unser Portfolio hat in einem herausfordernden Marktumfeld ausgezeichnet performt“, bilanziert Geschäftsführer Jürgen Bruckner. „Die geringe Fluktuation in den von uns gemanagten Zentren unterstreicht die hohe Kundenzufriedenheit.“ Das Kauf ein Hollabrunn ist nach den Einkaufszentren in Bruck an der Leitha, Horn und Hainburg bereits das vierte Center der deutschen KGAL, das von Krocon gemanagt wird.
„Das ist ein Vertrauensbeweis, auf den wir stolz sind und der die Qualität unserer Arbeit unterstreicht“, freut sich Bruckner. „Das CineNova wiederum ist eine spannende Herausforderung, bei der wir unser Know-how und unsere Expertise bei der Neupositionierung von Fachmarktzentren unter Beweis stellen können.“
Glamping statt Camping: Ab diesem Sommer plant Falkensteiner im dalmatinischen Zadar, einen Premium-Campingplatz im Falkensteiner Resort Borik zu eröffnen. Dabei soll das „Premium Camping Zadar“ ganzjährig 415 Wohneinheiten (102 Mobilhäuser und 13 Glamping Einheiten) mit Strom-, Wasser- und Entwässerungsanschluss umfassen und dabei die Vorzüge von Outdoor-Feeling und dem vollen Falkensteiner-Serviceangebot kombinieren, wie Falkensteiner schreibt. Dazu gebe es eine Poollandschaft, einen Spa-Bereich, Kinderbereiche sowie mit Restaurants und Freizeiteinrichtungen.
Investitionen in Hotels liegen aktuell sowohl in Österreich als auch in Deutschland im Trend und das zu Recht, wie die aktuellen Übernachtungszahlen zeigen. In Stuttgart etwa ging es seit 2009 sowohl mit der Zahl der Übernachtungen als auch mit den Gästeankünften Jahr für Jahr nach oben. Im ersten Halbjahr 2018 legten die Hotelübernachtungen gegenüber dem Vorjahr um gut fünf Prozent zu, die Zahl der Gäste stieg um knapp vier Prozent an. Dies ergibt der „City Report Hotelmarkt Stuttgart“ von BNP Paribas Real Estate.
Noch besser liest sich die mittelfristige Bilanz: Seit 2010 konnten die Gästeübernachtungen und -ankünfte um gut 41 bzw. 43 Prozent gesteigert werden, was die Dynamik des Stuttgarter Hotelmarkts klar belegt. „Die Gründe für den geschilderten Aufschwung liegen zum einen im stabilen gesamtwirtschaftlichen Umfeld, das die Business-Metropole Stuttgart in besonderer Weise begünstigt. Zum anderen unternimmt die Stadt aber auch viele Anstrengungen, um ihre Attraktivität für Geschäftsreisende und Städtetouristen zu steigern, so etwa durch die Anfang 2018 abgeschlossene Erweiterung des Messegeländes oder den Bau des Europaviertels als neuen urbanen Schwerpunkt in der nördlichen Innenstadt“, erläutert Alexander Trobitz, Head of Hotel Services der BNP Paribas Real Estate.
Dass die britische Premierministerin Theresa May mit ihrem Brexit-Deal vor dem Parlament scheitern wird, war abzusehen. Nicht abzusehen war allerdings, wie deutlich ihr mit der EU ausgehandeltes Austrittsabkommen gestern abgewürgt wurde. Mit 432 zu 202 Stimmen ließen die britischen Abgeordneten den Deal geradezu durchfallen, heute Abend muss sich May einem Misstrauensvotum stellen. Doch wie geht es weiter, nachdem die Uhr bis zum 29. März tickt? Vor allem in der Immobilienbranche zeigt man sich eher ratlos. Denn unklar ist jetzt, ob es einen harten Brexit, nach einer Fristverlängerung doch noch einen Deal oder überhaupt gar keinen EU-Austritt gibt. Richard Lemon, Geschäftsführer der Danube Property Consulting und selbst Brite schätzt, dass May das heutige Misstrauensvotum überstehen wird und es zu einer Fristverlängerung kommen dürfte, bei der am Ende ein geregelter Austritt aus der EU herausschauen könnte: „Die wahrscheinlichsten Szenarien sind entweder ein Soft Brexit oder gar kein Brexit. Dass es zu einem ungeordneten Austritt kommen könnte, glaube ich allerdings nicht.“ Die Wahrscheinlichkeit eines neuen Referendums schätzt Lemon als nicht sehr hoch ein. Seinen Beobachtungen zufolge würden jetzt Investoren Exit-Pläne Richtung Kontinentaleuropa schmieden. Denn zahlreiche Investoren, die nach dem Brexit-Referendum in London gekauft hätten, hätten durchaus darauf gewettet, dass der Ausstieg doch nicht stattfinden dürfte. Und wenn es zu einem harten Brexit käme, dürften die Märkte einem empfindlichen Einbruch erleben. Ebenso sieht es auch Karen Watkin, Portfoliomanagerin All Market Income bei AllianceBernstein (AB): „Die größer als erwartet ausgefallene Niederlage der Regierung von Theresa May signalisiert den Anfang einer Entscheidung für die Brexit-Frage. Auch wenn das Abkommen, das May mit der Europäischen Union (EU) ausgehandelt hat, abgelehnt wurde: Die meisten Parlamentarier sind bestrebt, einen ungeregelten Austritt zu vermeiden. Damit sind ein geänderter Deal und sogar gar kein Brexit durchaus immer noch das realistischste Ergebnis.“
Mit gemischten Gefühlen betrachtet der gescheiterte Deal Franz Pöltl, Chef der EHL Immobilien Consulting: „Nach diesem Ergebnis wird es jetzt sicher einige Nutzer geben, die ernsthaft über einen Standortwechsel nach Kontinentaleuropa nachdenken, da deren Geschäftsmodell von Großbritannien aus nur noch schwer umsetzbar sei, wenn es zu einem ungeordneten Brexit kommen würde. Generell ist der Brexit ein Verlust für alle Beteiligten.“ Auch wenn auf einen regulierten Austritt hofft, dürfte der Brexit die Nachfrage nach Büro- und Wohnimmobilien angekurbelt werden. Da hätte auch Österreich gute Chancen: „Österreich könnte sich als guter Standort promoten, nachdem sich mehrere Unternehmen in Richtung EU orientieren“, so Pöltl.
1,2 Milliarden Euro in Wohnimmobilien investiert
Wohnen so beliebt wie Büro
von Charles Steiner
Nachdem passende Investmentprodukte im österreichischen Büroimmobiliensektor mittlerweile mehr als rar sind, springen Investoren zunehmend auf Wohnimmobilien auf. Dieser Trend hat für das Vorjahr zu einem interessanten Spezifikum geführt, wie aus einer Analyse von CBRE hervorgeht. Denn 2018 wurden genauso viel in Wohnimmobilien investiert wie in Büroflächen, nämlich 1,2 Milliarden Euro. Damit machen die beiden Assetklassen jeweils etwa 30 Prozent des Gesamtinvestitionsvolumen von insgesamt 3,95 Milliarden Euro aus.
Dass sich Wohnimmobilien eines derart reißenden Absatzes erfreut, führt Georg Fichtinger, Head of Investment Properties bei CBRE einerseits auf eine angezogene Neubautätigkeit, die zu einer attraktiveren Angebotssituation geführt habe und andererseits auf ein ähnliches Renditeniveau wie bei klassischen Gewerbeimmobilien zurück: "Besonders das Interesse deutscher Investoren an österreichischen Wohnimmobilien ist in den letzten Jahren stark angestiegen. So entfiel im letzten Jahr bereits mehr als die Hälfte des deutschen Investmentvolumens in Österreich auf Wohnimmobilien", so Fichtinger.
Ebenfalls gestiegen sind die Investments in Wohnimmobilien in Deutschland: Dort habe das Transaktionsvolumen für Portfolios ab 50 Einheiten um zehn Prozent auf 17,2 Milliarden Euro zugelegt. "2018 konnten wir über alle Risikoklassen hinweg eine hohe Nachfrage verzeichnen. Insbesondere Core-Plus-Portfolios lagen im Fokus der Investoren. Ungeachtet der Risikoklasse gewinnen großvolumige Transaktionen wieder stärker an Bedeutung", so Konstantin Lüttger, Head of Residential Investment bei CBRE Deutschland, der als größten Deal die Übernahme der Buwog durch die Vonovia nannte.
Nachdem Ralf Kind den Chefsessel bei der Deutschen Mittelstand (Demire) räumen musste und in Folge auch dessen Vorstandsmandat bei der Demira-Beteiligung Fair Value REIT zurückgelegt hatte, vermeldet die Fair Value Reit, mit sofortiger Wirkung Ingo Hartlief in den Vorstand berufen zu haben und ihn zum Vorstandsvorsitzenden bestellt zu haben. Sein Vertrag läuft bis 2021. Hartlief ist bereits seit Dezember 2018 - also kurzfristig nach der Abbestellung von Ralf Kind - auch Vorstandsvorsitzender der Demire. Auch Kind hatte den Posten als Vorstandschef bei der Demire und der Fair Value REIT in Personalunion geführt.
75 Prozent der Gelder gehen in Immobilienprojekte
Immobilien dominieren Crowdinvestmarkt
von Stefan Posch
Der Crowdinvestingmarkt in Österreich wird immer mehr von Immobilienprojekten dominiert. 2018 stieg der Anteil der investierten Gelder in Immobilienprojekten auf 75,5 Prozent. Das zeigen Marktzahlen des Crowdfunding-Vergleichsportals Crowdcircus, die im Rahmen eines Neujahrsempfang der Crowdinvestingplattform Dagobertinvest präsentiert wurden. 2017 machten Immobilieninvestitionen noch die Hälfte der Gesamtinvestments aus.
Im vergangenen Jahr wurde mit mit 38,2 Millionen Euro auch ein neues Rekordvolumen finanziert, ein Plus von 19,6 Prozent im Vergleich zu 2017. Insgesamt wurden 2018 mehr als 300 Projekte abgewickelt. Seit Durchführung des ersten Crowdfunding-Projekts im Jahr 2012 kann die heimische Branche per Stichtag 31.12.2018 auf ein kumuliertes Projektvolumen mit 111,04 Millionen Euro und somit erstmals auf ein Gesamtvolumen im dreistelligen Millionenbereich zurückblicken.
Insgesamt 19 unterschiedliche österreichische Crowdfunding-Plattformen waren laut den Daten im Jahr 2018 mit Projekten aktiv am Markt vertreten. 32,3 Millionen Euro beziehungsweise knapp 84 Prozent des Gesamtmarktvolumens wurden dabei von den Top-5 Plattformen Dagobertinvest, Home Rocket, Rendity, Green Rocket und Immofunding abgewickelt. Mit Ausnahme von Green Rocket handelt es sich bei den Top-5 Anbietern ausschließlich um spezialisierte Immobilien-Crowdinvesting-Plattformen. Bei Einzelplattformbetrachtung geht im Jahr 2018 laut Crowdcircus Dagobertinvest mit einem Marktanteil von 31 Prozent als Marktführer hervor - im Falle einer aggregierten Wertung der drei Crowdfunding-Plattformen aus dem Hause „Rocket“ (Home Rocket, Green Rocket und Lion Rocket) würde sich der in Graz beheimatete Schwarmfinanzierungsanbieter mit 37 Prozent Marktanteil als Branchenprimus 2018 durchsetzen.
Mietet 950 m² im Standparkcenter
Action expandiert nach Spittal
von Charles Steiner
Der Non-Food-Discounter Action expandiert weiter - diesmal ins Oberkärntner Spittal, wo Ende Jänner eine Filiale im Stadtparkcenter eröffnet wird. Wie EHL Gewerbeimmobilien, die den Deal vermittelt hatte, mitteilt, hatte dazu Action eine Fläche von 950 m² in der Retailimmobilie angemietet.
Damit füllt sich das von EHL gemanagte Stadtparkcenter weiter - erst im Vorjahr konnte mit der Textilkette Colloseum ein Ankermieter gewonnen werden. Aktuell sind 18.000 m² an 22 Einzelhändler, sechs Gastronomie und an ein Kinocenter vollvermietet. Für Jörg Bitzer, EHL Einzelhandelsspezialist, ist die Ansiedlung von Action ein wichtiger Schritt zur Optimierung des Mietermixes, wie er in einer Aussendung erklärt: ""Action ist ein attraktiver Einzelhändler, der in der Periode 2016/2017 nicht umsonst zu Europas Retailer of the Year gekürt wurde. Er wird für zusätzliche Kundenfrequenz sorgen und das gesamte Center weiter aufwerten."
Neubauprojekt an börsennotierten Anleger verkauft
Rustler entwickelt für Investor
von Charles Steiner
Dass Investoren zunehmend an Wohnimmobilien Geschmack gefunden haben, bekommt auch die Rustler Immobilienentwicklung zu spüren. Diese errichtet nämlich derzeit in der Herbststraße 17 in Wien-Ottakring ein Neubauobjekt mit 25 Mietwohnungen. Besagtes Projekt ist jetzt an einen börsennotierten heimischen Investor verkauft worden - und zwar als Forward Purchase, denn fertiggestellt werden die Wohneinheiten im Herbst des kommenden Jahres. Es ist übrigens nicht das erste Rustler-Projekt, das an einen institutionellen Anleger verkauft wurde. Erst kürzlich ist ein ähnliches Projekt - ebenfalls in Ottakring - für einen Investor entwickelt und fertiggestellt. Markus Brandstätter, Geschäftsführer von der Rustler Projektentwicklung zeigt sich für Entwicklungen an Anleger offen: „Weitere Projekte für Investoren und Eigennutzer im Bezirksteil Neulerchenfeld sind bereits in Vorbereitung.“
Volumen 2018 um 60 Prozent höher als 5-Jahresschnitt
Deutsche Logistikimmos weiter im Trend
von Stefan Posch
Das Logistik- und Industrieimmobilien in Deutschland aktuell hoch im Kurs stehen, ist bekannt. Doch auf welch hohem Niveau sich die Assetklasse mittlerweile bewegt, zeigen nun Zahlen von JLL für das vergangene Jahr. Demnach wurde mit einem Transaktionsvolumen von knapp 7,5 Miiliarden Euro das zweitbeste jemals erzielte Logistik-/Industrie-Jahr erzielt. Gegenüber dem Fünfjahresschnitt ist das Plus in 2018 von 60 Prozent.
Deutlich zugelegt haben kleinere Transaktionen. Mit 140 Transaktionen ist dies ein sehr dynamisches Segment. Käufe in diesem so genannten MidCap-Segment (Investments bis zu einer Einzelgröße von 15 Millionen Euro) erreichten zusammen ein Volumen von 810 Millionen Euro. Willi Weis, Head of Industrial Investment JLL Germany: „Kapitalsammelstellen planen für 2019, dafür vermehrt separate Ankaufsvehikel zu realisieren.“ Trotz der auch insgesamt deutlich höheren Anzahl an Transaktionen (230, + 13 Prozent), blieb das Ergebnis hinter dem Rekordvolumen von 2017 zurück (-14 Prozent). Der Grund? 2017 kamen die fünf größten Abschlüsse auf ein Volumen von 4,57 Milliarden Euro, entsprechend 53 Prozent, 2018 waren es 2,46 Milliarden Euro, entsprechend einem Drittel des gesamten Logistikvolumens. Darunter finden sich die größte Transaktion, der Verkauf des so genannten Laetitia-Portfolios von Aurelis Real Estate an die Swiss Life, bestehend aus 32 Gewerbeimmobilien an Standorten in ganz Deutschland, der Verkauf des Optimus Prime Portfolio durch Beos an Heleba Invest oder der Verkauf eines Logistikportfolios von der Alpha Industrial Holding S.A. an Frasers Property Limited, bei dem der Großteil mit ca. 500 Millionen Euro auf deutsche Immobilien gefallen war. Allesamt sind es Transaktionen mit Risikoprofil Core Plus, u.a. also in guter bis sehr guter Lage, mit Nutzern guter Bonität, kürzer laufenden Mietverträgen.
Neue Center in Hollabrunn und Horn
Krocon vergrößert Managementportfolio
von Stefan Posch
Der Fachmarkt- und Einkaufszentrumsspezialist Krocon Holding erweitert sein Managementortfolio. Das Unternehmen wurde mit dem Asset- und dem Centermanagement für das CineNova mit 18.000 m² in Wiener Neustadt und dem „Kauf“ mit 6.800 m² in Hollabrunn betraut.
Das Portfolio wächst damit auf elf Einkaufs- und Fachmarktzentren, die gemanagte Mietfläche erreicht insgesamt rund 112.000 m². Darüber hinaus verwaltet Krocon im Rahmen der Kaufmännischen und Technischen Hausverwaltung mehrere Dutzend weitere Standorte. „Unser Portfolio hat in einem herausfordernden Marktumfeld ausgezeichnet performt“, bilanziert Geschäftsführer Jürgen Bruckner. „Die geringe Fluktuation in den von uns gemanagten Zentren unterstreicht die hohe Kundenzufriedenheit.“ Das Kauf ein Hollabrunn ist nach den Einkaufszentren in Bruck an der Leitha, Horn und Hainburg bereits das vierte Center der deutschen KGAL, das von Krocon gemanagt wird.
„Das ist ein Vertrauensbeweis, auf den wir stolz sind und der die Qualität unserer Arbeit unterstreicht“, freut sich Bruckner. „Das CineNova wiederum ist eine spannende Herausforderung, bei der wir unser Know-how und unsere Expertise bei der Neupositionierung von Fachmarktzentren unter Beweis stellen können.“
Glamping statt Camping: Ab diesem Sommer plant Falkensteiner im dalmatinischen Zadar, einen Premium-Campingplatz im Falkensteiner Resort Borik zu eröffnen. Dabei soll das „Premium Camping Zadar“ ganzjährig 415 Wohneinheiten (102 Mobilhäuser und 13 Glamping Einheiten) mit Strom-, Wasser- und Entwässerungsanschluss umfassen und dabei die Vorzüge von Outdoor-Feeling und dem vollen Falkensteiner-Serviceangebot kombinieren, wie Falkensteiner schreibt. Dazu gebe es eine Poollandschaft, einen Spa-Bereich, Kinderbereiche sowie mit Restaurants und Freizeiteinrichtungen.
5 Prozent Übernachtungsplus im ersten Halbjahr
Stuttgarter Hotelmarkt mit Rekorden
von Stefan Posch
Investitionen in Hotels liegen aktuell sowohl in Österreich als auch in Deutschland im Trend und das zu Recht, wie die aktuellen Übernachtungszahlen zeigen. In Stuttgart etwa ging es seit 2009 sowohl mit der Zahl der Übernachtungen als auch mit den Gästeankünften Jahr für Jahr nach oben. Im ersten Halbjahr 2018 legten die Hotelübernachtungen gegenüber dem Vorjahr um gut fünf Prozent zu, die Zahl der Gäste stieg um knapp vier Prozent an. Dies ergibt der „City Report Hotelmarkt Stuttgart“ von BNP Paribas Real Estate.
Noch besser liest sich die mittelfristige Bilanz: Seit 2010 konnten die Gästeübernachtungen und -ankünfte um gut 41 bzw. 43 Prozent gesteigert werden, was die Dynamik des Stuttgarter Hotelmarkts klar belegt. „Die Gründe für den geschilderten Aufschwung liegen zum einen im stabilen gesamtwirtschaftlichen Umfeld, das die Business-Metropole Stuttgart in besonderer Weise begünstigt. Zum anderen unternimmt die Stadt aber auch viele Anstrengungen, um ihre Attraktivität für Geschäftsreisende und Städtetouristen zu steigern, so etwa durch die Anfang 2018 abgeschlossene Erweiterung des Messegeländes oder den Bau des Europaviertels als neuen urbanen Schwerpunkt in der nördlichen Innenstadt“, erläutert Alexander Trobitz, Head of Hotel Services der BNP Paribas Real Estate.
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Herausgeber: Reinhard Einwaller Chefredaktion: Gerhard Rodler
Fotos: Archiv, shutterstock CvD: Stefan Posch
Videoredaktion: Markus Giefing, Eva Palatin
Kamera: Konstantin Konstantinou, Axel Bierbaum, Georg Hitsch, Florian Razocha
Immer mehr Städte verbannen den Individualverkehr aus dem Stadtgebiet. Die Urban Future Global Conference zeigt, wie man ohne Auto auskommen kann.
Die Revolution hat als Evolution schon längst begonnen: In vielen Städten ist das private Auto längst verbannt. Über kurz oder lang wird auch Wien folgen. Als Willenserklärung ist das ja schon länger bekannt. Das hat aber auch massive Auswirkungen auf die Immobilienentwicklung. Was tun mit den - noch durchaus strikt den Bauträgern in Wien abverlangten - Pflicht-PKW-Stellplätzen? Gut für jene, welche die Pflichtstelle teuer abgelöst hatten, die müssen sich jetzt wenigstens keine Gedanken um eine Nachnutzung machen.
Von London bis Madrid: Immer mehr europäische Städte drängen dort auf Fahrverbote, wo sie noch nicht eingeführt worden sind. London, Madrid, Athen, Brüssel, Oslo. Und selbst Deutschlands Automobilstadt Nummer 1, nämlich Stuttgart, beschränkt den Individualverkehr massiv. In ganz Europa werden City-Mautsysteme installiert, ältere Fahrzeuge verbannt oder selektive oder gar generelle Fahrverbote ausgesprochen. Fahrbeschränkungen sind nun zunehmend auch in Österreich ein Thema, wie jüngst auch in Graz, wo die Grünen wieder einen autofreien Tag einführen wollen.
Thema Luftreinhaltung
Nahezu alle europäischen Großstädte kämpfen mit massiven Smog-Problemen. Rund 85% aller Bewohner europäischer Städte sind Feinstaubbelastungen ausgesetzt, die von der WHO als "schädlich" eingestuft werden. Laut der Europäischen Umweltbehörde EEA ist Luftverschmutzung in der EU für 467.000 vorzeitige Todesfälle verantwortlich. Trotz bestehender Grenzwerte war das Thema "Luftgüte" in der Vergangenheit für Städte und Regierungen nur ein Randthema. Vor ein paar Jahren hat die EU-Kommission gegen fast alle Mitgliedsstaaten Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet.
Ein Urteil des EUGH (2007) räumt direkt betroffenen Bürgern das Recht ein, von den zuständigen Behörden Maßnahmen zur Verringerung von grenzwertüberschreitenden Feinstaubbelastungen einzufordern. Bürgerorganisationen klagen seitdem erfolgreich Städte und Regionen. Z.B. München: Das oberste Bayerische Verwaltungsgericht hat erst im März bestätigt, dass die Stadt ab 2018 Fahrverbote umsetzen muss. Städte stellen nationale Regierungen vor vollendete Tatsachen. Die Affäre um manipulierte Abgaswerte bei Dieselfahrzeugen hat das Vertrauen in die Automobilbranche insgesamt massiv erschüttert. Die tatsächlichen Emissionen eines Autos im Stadtverkehr liegen bis zu 15-fach über den Herstellerangaben. Londons Bürgermeister Sadiq Khan und die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, haben dem Straßenverkehr als Hauptverursacher von Feinstaub den Kampf angesagt. Der Schulterschluss führender Metropolen wie London, Paris und Madrid hat Signalwirkung und zwingt nun bislang eher unwillige Bürgermeister zum Handeln. Das Thema Luftgüte und die damit in Zusammenhang stehenden Fahrverbote in Städten zählen daher nicht zufällig zu den inhaltlichen Schwerpunkten der nächsten URBAN FUTURE Global Conference. Diese Konferenz ist der weltweit größte Treffpunkt von CityChangern - Menschen, die ihre Städte mit Begeisterung und Engagement nachhaltiger machen. Sie setzen konkrete Projekte in die Tat um und verbessern damit das Leben aller in der Stadt. Der inhaltliche Fokus liegt auf den vier Kernthemen Mobilität, Stadtplanung, Kommunikation und Ressourcenschonung. Die URBAN FUTURE Global Conference versammelt dabei die besten Köpfe unserer Zeit und versteht sich als eine neutrale Plattform ohne politische Agenda. Die Konferenz wurde 2014 von Gerald Babel-Sutter gegründet und findet ab 2018 jährlich in wechselnden europäischen Städten statt. Die Teilnehmerzahl hat sich seit 2014 bereits verdreifacht. Erstmalig tritt die Stadt Wien als Hosting City der UFGC auf: Von 28. Februar bis 2. März 2018 werden rund 3.000 TeilnehmerInnen aus 50 Ländern und über 400 Städten im Exhibition & Congress Center der Messe Wien erwartet.
Vordenker in Nordeuropa
Am weitesten vorangeschritten ist die Entwicklung autofreier Ballungszentren im Norden Europas. Dort gibt es das vereinzelt mittlerweile schon seit einem Jahrzehnt. Oslo schafft derzeit eine Zone in der Stadt, die Raum für ein Stadtleben bietet, wo Fußgänger und Radfahrer Vorrang vor Autos haben. Stockholm feiert bereits den 10. Jahrestag der Congestion Charge. Spannend an der Geschichte Stockholms ist vor allem die siebenmonatige Testphase. Diese hat die Einstellung der Bevölkerung gegenüber der City-Maut vollkommen auf den Kopf gestellt. Vor der Testphase waren 80% gegen eine fixe Einführung, nach der Testphase stimmten 53% dafür, und jetzt - zehn Jahre danach - befürworten über 65% der Bevölkerung die City-Maut.
Auch Wien gibt Gas
In Wien sind wir von "autofrei" zwar noch sehr weit entfernt, aber immerhin gibt es im Wiener Verkehrskonzept Zielsetzungen, den Anteil des Individualverkehrs weiter zu reduzieren. Angelika Winkler, stv. Leiterin der MA 18, äußerte sich vor Kurzem zum Wiener Verkehrskonzept. Ziel sei es, den Individualverkehr von 27 auf 20 % zu senken. Flächen sollen für Fußgänger und Radfahrer zurückgewonnen werden. Rund 65 Prozent der Flächen in der Stadt gehören dem Auto, also Parkplätze und Straßen. Gleichzeitig legen die Wienerinnen und Wiener nur rund 27 Prozent der Wege mit dem Auto zurück. Ein Wert, der seit einigen Jahren stabil ist. "Wenn man bedenkt, dass ein privates Auto circa 98 Prozent seiner Zeit herumsteht, ohne gefahren zu werden, ist es ein Thema, wie man den Raum effizienter nutzen kann", sagte Angelika Winkler von der zuständigen MA 18. Die Wiener sind hauptsächlich öffentlich unterwegs: 39 Prozent der Wege werden mit den "Öffis" zurückgelegt, 27 Prozent zu Fuß und sieben Prozent mit dem Rad. Das besagt der Modal Split der Stadt. 770.000 Jahreskarten stehen laut Winkler 680.000 Autos gegenüber. Bis 2025 will die Rathauskoalition den Anteil der Wege, die mit dem Auto zurückgelegt werden, auf 20 Prozent reduzieren.
Der Zuzug in die Ballungszentren Österreichs macht den Wohnraum in den Städten zur Mangelware. Stadtentwicklungsprojekte sollen für Entspannung auf dem angespannten Wohnmarkt sorgen.
Ein Stadtentwicklungsgebiet ist viel mehr als die Gesamtheit einzelner Immobilienprojekte. Dieser Meinung ist auch Thomas Ritt, Leiter der Abteilung Kommunalpolitik bei der Arbeiterkammer Wien, die eine Studie über die öffentlichen Räume bei Wiens Stadtentwicklungsprojekten in Auftrag gab. Ritt sieht deswegen die Zusammenarbeit zwischen den Baufeldern als zentral an: "Bauplatzübergreifende Kooperation ist wichtig. Dafür braucht es ein funktionierendes Stadtteilmanagement." Die Betreuung endet aber nicht mit dem Bau der Gebäude. "Konflikte zwischen den Bewohnern sind unvermeidlich. Deswegen braucht es auch Gebietsbetreuung über die Bauphase hinaus", so Ritt.
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Stadtteilmanagement
In der Seestadt Aspern ist besonders viel in diese Richtung investiert worden. "Auch, weil die Seestadt wie ein Alien über dem Flugplatz abgeworfen wurde", erklärt Ritt. Im Gegensatz zu anderen Stadtentwicklungsgebieten, wie etwa dem Sonnwendviertel am Wiener Hauptbahnhof, komme dort aufgrund der abgeschotteten Lage von alleine kein Leben rein. Laut Gerhard Schuster, Vorstand der Wien 3420 Aspern Development AG, gibt es typischerweise zwei Entwicklungen, die für Unruhe in der Bevölkerung sorgen: "Das eine ist der extreme Verfall von Gebäuden oder Infrastruktur. Das andere, wenn viele Menschen neu in ein Viertel zuziehen." Diese zwei Krisenfälle würden eine zentrale Anlaufstelle bedingen, die sich um die Anliegen der Menschen kümmert. Je größer ein Stadtentwicklungsprojekt ist, desto wichtiger sei ein Stadtteilmanagement. "Ein Stadtteilmanagement hat in Stadtentwicklungsgebieten eine wichtige Bedeutung in den Bereichen Koordination und Information - so auch in der Seestadt Aspern", meint auch Andreas Holler, Geschäftsführer Development Österreich bei der Buwog, die mit dem Projekt SeeSee das aktuell größte Projekt in der Seestadt entwickelt. "Dadurch, dass der neue Stadtteil erst nach und nach wächst und bestehende Bewohner ihre Erfahrungen und Wünsche einbringen, können auch ganz neue Ideen entstehen, die dann von der 3420 Aspern Development AG mit den einzelnen Bauträgern diskutiert werden", erklärt Holler. "Die Bauträger kommen vierteljährlich zusammen, um etwa Freiflächen zu planen oder auch die Nutzung der Erdgeschoßzone abzustimmen", so Schuster über die Vorgehensweise. "Es nutzt nichts, wenn vier Bauplätze nebeneinander einen Kleinkinderspielplatz einplanen", veranschaulicht Ritt das Problem, wenn Bauträger nicht miteinander planen.
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Problemgeschoss
Eine Herausforderung bei Stadtentwicklungsprojekten ist auch oft die Belebung der Erdgeschosszonen. Ritt sieht etwa beim Sonnwendviertel am Wiener Hauptbahnhof Handlungsbedarf: "Laut der Studie der AK sind dort die Erdgeschosszonen extrem abweisend: unattraktiv, oft mit Nutzungen, die blickdichte Schaufenster verlangen und teilweise zu Abstellräumen verkommen." In der Seestadt ist es laut Ritt hingegen gelungen, den Handel für den Standort zu gewinnen. "Die Seestadt wird wie ein Einkaufszentrum gemanagt", veranschaulicht er. Die Bauträger sind verpflichtet, die etwa 3.000 Quadratmeter Handelsfläche in der Kernzone der Seestadt für zumindest zwölf Jahre an die Aspern Seestadt Einkaufsstraßen GmbH - ein Joint Venture zwischen Retailprofi SES Spar European Shopping Centers und der Wien 3420 AG - zu vermieten.
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Die Einzelhandelsflächen werden dann je nach Bedarf weitervermietet. "Die Mieten sind dabei auf die Kaufkraft der jeweiligen Branche abgestimmt", erklärt Schuster. "Es stimmt, dass dieses Thema im Neubau insgesamt Herausforderungen birgt, aber gerade in der Seestadt Aspern sehe ich das Problem nicht", sieht auch Holler die Erdgeschosszone in Aspern gut aufgestellt. Bestehendes und kommendes Gewerbe seien gut auf die Bedürfnisse der Bürger abgestimmt. Walter Wittmann, Vorstand der Premium Immobilien, erwartet auch beim Projekt "Das Ensemble", das Premium Immobilien gemeinsam mit der ARE auf den brachliegenden Gewerbeflächen der ehemaligen Postbus-Zentrale im dritten Wiener Gemeindebezirk entwickelt, keine Probleme mit der Erdgeschosszone. "Im Erdgeschoss an der Erdberger Lände entstehen ein Lebensmittelhandel und ein Drogeriemarkt. Entlang des Parks wird ein Kindergarten entstehen. Bei den anderen Bauteilen werden moderne, nachgefragte Gartenwohnungen errichtet", erklärt er.
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Bürger sprechen mit
Andreas Holler sieht bei Stadtentwicklungsprojekten einen Trend in Richtung Einbeziehung der Bürger: "Die Bedürfnisse der Anrainer fließen stärker in die Planungsprozesse ein - es geht nicht mehr nur darum, den zukünftigen Bewohnern ein ansprechendes Quartier zu errichten, sondern einen Mehrwert für das gesamte Grätzel zu schaffen." Freiflächen würden dabei eine große Rolle spielen. Eine Möglichkeit dazu ist ein kooperatives Verfahren. Anders als bei städtebaulichen Wettbewerben steht dabei nicht das konkurrierende Planen im Vordergrund, sondern das gemeinsame Entwickeln von Lösungsansätzen.
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Dabei werden auch die Interessen der Bürger mit einbezogen. In der Seestadt Aspern wird sowohl auf Wettbewerbe, als auch vereinzelt auf kooperative Verfahren gesetzt. "Das kommt auf die Aufgabenstellung an", erklärt Schuster. Ein kooperatives Verfahren wurde etwa bei der Entwicklung des Masterplans Ebelsberg, das mit über 30 Hektar größte Stadtentwicklungsprojekt in Linz, bei dem die Areale der früheren Hiller Kaserne sowie der angrenzenden "Sommergründe" entwickelt werden, angewendet. "Dieses Verfahren war hier vorteilhaft, weil die Vorgaben, die für die Auslobung eines Wettbewerbes notwendig sind, wie Wohnungsanzahl, Dichte, Höhe der Bebauung sowie der Anteil Gewerbe, nicht genau festlagen", so Gunter Amesberger, Stadtentwicklungsdirektor der Stadt Linz. "Im Rahmen des kooperativen Verfahrens wurden diese Rahmenbedingungen sowie klare Regeln für die nun zu erstellenden Flächenwidmungs- und Bebauungspläne gemeinsam mit allen Stakeholdern entwickelt." Laut Amesberger müsse bei einem neu entwickelten Quartier die gute Erreichbarkeit sowohl mittels öffentlichem als auch Individualverkehr gewährleistet sein. "Darüber hinaus ist eine urbane Infrastruktur im näheren Umfeld sehr vorteilhaft", so Amesberger.
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Urbane Lage als Vorteil
"Das Ensemble" ist ebenfalls ein Projekt, das von der urbanen Lage profitiert. Wittmann rechnet deswegen nicht mit einer Entwicklung Richtung "Schlafstadt": "Wer schon im Zentrum wohnt, wird sich nicht dezentral orientieren." Der gesamte Freiraum werde zudem gesamtheitlich erdacht und geplant. Das sei wichtig für einen zusammenhängenden Charakter und für eine optimale Verteilung von Spiel- und Aufenthaltsräumen im Freien. Dafür wurde eine Parkanlage mit rund 7.000 m2 geplant, die für die Nachbarschaft und die neuen Bewohner ein Begegnungsraum sein wird. "Der Park verbindet den Kardinal-Nagl-Platz über die Drorygasse mit dem Donaukanal und wird daher nicht nur für Bewohner, sondern für die gesamte Nachbarschaft von Attraktivität sein", ist Hans-Peter Weiss, Geschäftsführer der ARE, überzeugt. "Der Blick über den Tellerrand ist bei Quartiersentwicklungen einer der wichtigsten Faktoren. Das Projekt muss einen nachhaltigen Mehrwert für die Nachbarschaft und den gesamten Bezirk bieten", betont er.
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Wohnen ist nicht genug
Auch Michael Thier, Marketingleiter bei C&P Immobilien, die das Brauquartier Puntigam in Graz entwickelt, sieht die Schaffung von Zusatzangeboten, "wie etwa Arbeitsplätze, Freizeitgestaltungsmöglichkeiten oder auch Mobilitätsangebote", als "enorm wichtigen Punkt" an. Die ersten zwei von insgesamt neun Bauabschnitten stehen gerade unmittelbar vor der Fertigstellung. "Der Trend wird dahin gehen, dass Menschen mehr Wert auf Life- style usw. legen, daher muss ein entsprechendes Angebot in unmittelbarer Nähe geschaffen werden", erklärt er. Mit einem entsprechenden Nutzungsmix möchte man den Bewohnern alles "unkompliziert und vor allem nahe" bieten, was das tägliche Leben braucht. "'Nur' das Wohnen wird in solchen großen Einheiten zukünftig zu wenig sein", ist Thier überzeugt. Auch in der Seestadt Aspern setzt man auf die Schaffung von Arbeitsplätzen. 20.000 Stellen sollen insgesamt geschaffen werden. Auch das soll verhindern, dass die Seestadt zur "Schlafstadt" wird. Essenziell für Betriebsansiedlungen ist aber der Bau des Lobautunnels. "Für die Wohnbevölkerung ist der Lobautunnel nicht so wichtig. Für sie ist er eher ein Nice-to-have", erklärt Schuster. Doch vor allem Betriebe mit einem hohen Transportanteil würden eine zusätzliche Straßenverbindung brauchen. Einen Schritt weiter geht Thomas Ritt, der ohne den Lobautunnel die ganze Entwicklung im Norden der Seestadt in Gefahr sieht.
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