Grundstückskäufe um APA-Turm
Buwog und Signa zahlten Höchstpreise
von Stefan Posch
Das neue Stadtentwicklungsquartier in der Wiener Gunoldstraße rund um den ehemaligen APA-Turm nimmt immer mehr Formen an. Nachdem immo7 News am Freitag exklusiv berichtete, dass die Signa das Areal des Bustoffhändlers Quester angekauft hatte, erfuhr immoflash, dass auch die Buwog hier ein Wohnprojekt plant. "Wir schaffen Wohnraum laut dem städtebaulichen Rahmenplan", heißt es dazu vonseiten der Buwog. Dafür wurde laut Kaufvertrag auch bereits im vergangenen Sommer die Liegenschaft Gunoldstraße 12 mit knapp 3,800 m² für etwa 11 Millionen Euro angekauft. Signa zahlte für die rund 8.500 m² der Quester-Gründe laut Kaufvertrag 21,7 Millionen Euro. Die Signa wollte eine immoflash-Anfrage nicht kommentieren. Damit hat das Areal rund um den ehemaligen APA-Tower weitgehend den Besitzer gewechselt. Das Eckgrundstück Gunoldstraße 16, auf dem ein Hotelbau geplant ist, gehört noch der Wiener Städtischen. "Mit den neuen Eigentümern sind nun neben der Wiener Städtischen hoch professionelle Immobilienentwickler an Bord, was eine rasche Entwicklung dieses Stadtteils unterstützen wird", heißt es dazu vonseiten Wiener Städtischen zum immoflash. Das Quartier Gunoldstraße Süd umfasst auch das Grundstück des Bauunternehmens Kaim, das nach immoflash-Informationen noch nicht verkauft wurde. Die gemeinnützige BWSG hatte bereits 2014 eine Liegenschaft auf dem geplanten Quartier angekauft.
Laut dem Rahmenplan der Stadt Wien sind für das Quartier Gunoldstraße Süd 4 Hochhäuser (zw. 50-85 m) und ein niedrigerer Baukörper geplant. Das Gesamtprojekt umfasst ca. 111.000 m² BGF für Büro- und Gewerbenutzung, u.a. ein Hotel und Büroflächen für Start-Ups sowie für Wohnnutzung. "Die Ziele des 2014 beschlossenen und 2019 aktualisierten städtebaulichen Rahmenplans werden von der Stadt Wien weiterverfolgt", heißt es dazu vonseiten der MA 21 zum immoflash. Im Gebiet rund um die Muthgasse soll ein "urbanes, belebtes und gemischt genutztes Stadtquartier mit hohen Qualitätsstandards entstehen, insbesondere in Bezug auf die Aufenthalts- und Freiraumqualität entstehen". Ein "überwiegender Teil der Wohnungen" soll gefördert errichtet werden. Laut MA 21 besteht großes Interesse an einer zügigen Umsetzung dieser Ziele für das gesamte Stadtquartier Muthgasse. Derzeit seien "einige interessante Projekte in Vorberatung". Bereits 2017 wurde von der damaligen Eigentümergemeinschaft ein Wettbewerb organisiert, bei dem Siegerprojekte für die Häuser und den Sockel ermittelt wurden. Ob die neuen Eigentümer die Siegerprojekte realisieren werden, ist laut immoflash Informationen noch nicht klar. Ein neuer Wettbewerb würde aber eine weitere Verzögerung um mehrere Jahre für die Quartiersentwicklung bedeuten.
Den Bericht von immo7 News finden Sie
hier.
Zukunftspotenziale von Immos wenig berücksichtigt
Bewertung oft ungenau
von Charles Steiner
Wien wächst, allerdings nicht überall gleich schnell. Während die einen Bezirke vom Wachstum profitieren und boomen, blühen in anderen die Leerstände. Davor sind auch innerstädtische Bezirke gefeit, wie Markus Arnold, Geschäftsführer Arnold Immobilien heute morgen mit Christof Schremmer, Österreichisches Institut für Raumplanung (ÖIR) vor Journalisten erklärte. Klassische Lageparameter zur Wertermittlung einer Immobilie wie Lage, Bausubstanz und Anbindung an den öffentlichen Verkehr würden daher bei Arnold um zukünftige Potenziale erweitert - denn "diese orientieren sich zumeist an die Gegenwart", so Arnold. Zukünftige Stadtentwicklungen würden mit diesem Verfahren nicht genau abgebildet werden - woraus sich ein Gap zwischen ermitteltem und tatsächlichem Wert ergibt.
Doch der Wert einer Immobilie orientiert sich immer mehr am Potenzial vom Standort. Geschäftsstraßen mit vielen Leerständen können sich mitunter negativ auf den Wert einer Immobilie auswirken. Mit dem noch unveröffentlichten STEP-Fachkonzept will das ÖIR dem einen Riegel vorschieben und das innerstädtische Wachstum harmonisieren. Schremmer: "Ziel des Fachkonzepts ist es, die Attraktivität von Geschäftsstraßen zu sichern und in den neuen Stadtteilen Wiens neue lebendige Zentren zu schaffen." Dass vor allem im innenstädtischen Bereich die Leerstände in den Retailflächen zunehme, liege zwar auch am Onlinehandel, aber nicht nur: "Zwischen 2006 und 2014 sind die Verkaufsflächen in den peripheren Lagen um ein Drittel gewachsen, in den klassischen Einkaufsstraßen stagnieren sie", so Schremmer. Das Konzept sehe daher auch Ausschlusszonen für dezentrale Einkaufs- und Fachmarktzentren vor.
Markus Arnold sieht aber in der Stadtentwicklung wesentliche Potenziale zur korrekten Wertermittlung von Immobilien und bezieht Stadtentwicklung in die Bewertung von Liegenschaften mit ein. In der klassischen Bewertung würde der Wert meist geringer ausfallen als der tatsächliche Marktpreis. Auch im ländlichen Bereich ließen sich Potenziale herauskitzeln. Jakobus Schlager, Leiter Akquistion bei Arnold Immobilien, sieht etwa die Möglichkeit, ältere Fachmärkte in Logistiklager umzunutzen.