Serviced Appartments als Krisengewinner
Steigende Auslastung, hoher Ertrag während Corona
von Robert Rosner
Die Covid-19-Pandemie hat weitreichende Folgen für den Hotelmarkt, die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht in Gänze eingeschätzt werden können. Ganz anders freilich bei den Serviced Apartments, die nicht nur der Krise trotzen, sondern jetzt spannenderweise so richtig durchstarten.
Savills hat den Markt untersucht und stellte dabei überraschend hohe Belegungszahlen sogar am bisherigen Höhepunkt der Pandemie fest. Laut der aktuellen Untersuchung von Savills würden Serviced Apartments in den nächsten Jahren aber noch mehr an Bedeutung gewinnen, sobald sich eine Erholung innerhalb der Branche abzeichnet.
Bereits vor Covid-19 konnten Serviced Apartments bei der Entwicklung der Leistungskennzahlen die klassischen Hotels übertrumpfen.
Der Londoner Markt, der dem österreichischen in etwa zwei bis drei Jahre voraus ist, lässt auch Rückschlüsse auf Österreich zu. Serviced Appartments waren aber schon vor dem jetzt ansetzenden Höhenflug ein Hidden Champion: In London beispielsweise stieg der RevPAR (Erlös pro verfügbarer Zimmerkapazität) seit 2014 kontinuierlich um 3,9 Prozent pro Jahr, in den letzten drei Jahren sogar um 5,2 Prozent. Ein anderes Bild zeigt sich hingegen bei den Hotels: Hier nahm der RevPAR durchschnittlich lediglich um 2,0 Prozent jährlich zu. Gleiches gilt für die Belegungsraten: Während in Londoner Serviced Apartments im ersten Quartal 2020 Auslastungsquoten von durchschnittlich 61,8 Prozent erzielt wurden, erreichte die klassische Hotellerie 59,4 Prozent. Dabei handelt es sich zwar um kleine Unterschiede - laut Savills stehen sie aber repräsentativ für eine stetige Entwicklung, die sich nach Erholung des Tourismusgeschehens fortsetzen dürfte. Fazit: spätestens ab 2022 sollten Serviced Appartments europaweit einen wesentlich größeren Stellenwert als heute haben - wohl zulasten der klassischen Hotels.
"Die Pandemie fungiert als Prüfstein der Beherbergungsbranche und hat flächendeckend die Belegungszahlen aller Segmente im Hotelsektor beeinflusst. Dennoch zeigen sich Serviced Apartments als Hybrid zwischen Hotel und Wohnen relativ resilient. Ausschlaggebende Gründe hierfür sind die Vielschichtigkeit der Gastprofile und der Fokus auf Long-Stay-Gäste. Die längere Aufenthaltsdauer ermöglicht den Betreibern ein gewisses Maß an Planungssicherheit sowie langfristige Einkommensströme und resultierte außerdem in einer höheren Auslastung während der Kontakt- und Reisebeschränkungen. Zudem sind neue Regelungen wie Social Distancing auf der Fläche besser umzusetzen, durch eigene Kochnischen ist der Kontakt zum Personal und anderen Gästen deutlich reduzierter", erklärt Ann-Katrin Kaiser, Associate Director Investment EMEA Hotels bei Savills in Frankfurt.
Der Aufschwung von Serviced Apartments macht sich insbesondere in den Top 10 der europäischen "Gateway Städte" bemerkbar: Schätzungsweise 7,9 Prozent aller Übernachtungen entfallen hier auf das Segment. Hotels dominieren zwar mit 84,9 Prozent Marktanteil, jedoch können Serviced Apartments bereits mit Plattformen wie Airbnb mithalten. In einigen Metropolen, darunter Frankfurt und München, sind Serviced Apartments mit Anteilen von über 13 Prozent am Gesamtangebot besonders stark vertreten. In Amsterdam und Madrid ist ihr Marktanteil hingegen vergleichsweise niedrig. Auch in Österreich ist der Marktanteil erst am Beginn.
"Serviced Apartments sind in den europäischen Schlüsselmärkten immer noch relativ unterrepräsentiert. Dementsprechend hoch sind die Wachstumspotenziale, aber auch die Chancen auf eine mittel- bis langfristige Steigerung der Kaufpreise. Der überschaubare Bestand verhindert zwar noch große Transaktionsvolumina, die Nachfrage unter Investoren ist jedoch hoch. Wir rechnen im weiteren Jahresverlauf damit, dass noch eine Reihe von Transaktionen abgeschlossen werden", so Richard Dawes, Director EMEA Hotels bei Savills.