Wer langfristig investiert, muss sich damit auseinandersetzen
Future Office für Investoren entscheidend
von Charles Steiner
In Zeiten der Disruption müssen sich langfristig orientierte Investoren bereits jetzt mit zukünftigen Entwicklungen auseinandersetzen. Das gilt vor allem - und dort besonders - für Büroimmobilien. Denn es müssen jetzt die Trends der Zukunft antizipiert werden - und die gehen über dem Neuen Arbeiten. Der Asset- und Investmentmanager Wealthcap hat dazu ein Themenpapier formuliert, mit dem Ergebnis: Für Long-Time-Investoren ist das Future Office kriegsentscheidend. Und da spielt die Coronapandemie nur eine untergeordnete Rolle. Sondern mehr die Bedeutung von Flexibilität, Vernetzung, Nachhaltigkeit und User Experience.
Während diese Faktoren für langfristig orientierte Anleger mit Blick auf Werterhalt und Stabilität des Cashflows geradezu als unentbehrlich eingestuft werden, spielen sie auch bei (kurzfristigen) Wertsteigerungsstrategien etwa im opportunistischen Bereich eine wichtige Rolle. Die Coronapandemie und ihre langfristigen Auswirkungen lassen hier keine grundsätzliche Veränderung erwarten, da der Trend zu Future Office von strukturellen Megatrends getragen wird, so Wealthcap. Vielmehr erwarten die Experten, dass durch Corona als Katalysator vor allem die Aspekte digitale Vernetzung und Hygiene als zunehmend wichtige Unterkategorie von Wohlbefinden umso entscheidender werden.
Kristina Mentzel, Leiterin Vertrieb und Kundenmanagement Wealthcap: „Die konkrete Ausrichtung einer Future-Office-Strategie hängt von vielen Variablen ab, nicht zuletzt vom Anlageziel, dem Investorentyp und dem jeweiligen Investmentansatz. Dies wiederum hat konkrete Auswirkungen auf die Objektauswahl im Portfolio, je nach Objektart, Standort und Lage, Objektdetails, Mieter und Mietverträge.“ Aber nicht nur. Der mittlerweile wichtigste Parameter für die Zukunftsfähigkeit einer Büroimmobilie ist Flexibilität. Mensch wie Arbeit werden flexibler, dem muss die Büroimmobilie folgen können. Die Immobilie per se ist natürlich nicht flexibel - die Lage können wir nicht beeinflussen -, aber das Innenleben muss es sein, um den sich wandelnden Anforderungen der Nutzer gerecht zu werden. Hier ist die Kreativität des Fondsmanagers gefragt", so Dirk Braun, Director Asset Management Alternative Investments von Energie Baden-Württemberg.
Fullfillment-Zentren rücken in die Stadt
Harter Kampf um Logistikflächen
von Charles Steiner
Die entscheidende Schlacht zwischen dem stationären Einzelhandel und dem E-Commerce wird innerhalb der Stadt ausgetragen. Denn der Trend zum Same-Day-Delivery lässt Logistik- und Lagerflächen immer näher in die Stadt rücken, städtische Micro-Fulfillment-Zentren liefern dabei die notwendige Infrastruktur. Das macht eben diese Lagerflächen auch für Investoren interessant. Laut dem aktuellen Warehouse Cost Index des globalen Beratungsunternehmens Turner & Townsend, der 44 globale Standorte misst, seien diese Flächen bei 79 der Befragten als am zweitbeliebtesten nach hochautomatisierten Lagern betrachtet worden.
Doch solche Lager sind rar, weswegen im innerstädtischen Bereich vor allem die Umnutzung leerstehender Flächen im Vordergrund steht. Das habe auch zu kreativen Lösungen geführt, etwa von stillgelegten Tiefgaragen über leerstehende Geschäftslokale bis hin zu leerstehenden Büros, die als potenzielle Distributionszentren angesehen werden. In den Vereinigten Staaten ist dieser Trend bereits voll angekommen. Amazon zum Beispiel konzentriere sich auf Zombie-Einkaufszentren. Aber auch Kleinstflächen würden bereits für die Last-Mile-Logistik umgenutzt werden.
In Österreich gibt es, was Logistikentwicklung betrifft, jedenfalls viel Potenzial, geht aus dem Warehouse Cost Index hervor. Anhand eines durchschnittlichen institutionellen Logistikprojekts in UK sind hierbei die Bau- und Grundstückskosten gemessen und als Benchmark gesetzt worden. Wien liegt mit einem Index von 0,98 darunter. Zum Vergleich: Mit 1,69 liegt Hongkong als einer der wichtigsten Umschlagplätze für China aber auch für den Westen klar darüber. Allerdings seien durch die gestiegenen Rohstoffpreise und dem Handelskrieg zwischen USA und China und die daraus resultierende Beeinträchtigung der Import-/Exportlandschaft die Baukosten gestiegen und damit die Lagerbautätigkeiten abgekühlt. Ebenso geht aus dem Warehouse Cost Index hervor, dass der harte Wettbewerb um Lagerflächen die Kosten in den dominierenden globalen Industriemärkten in die Höhe getrieben hat. Vor allem Logistikflächen in der Nähe wichtiger Verkehrsknotenpunkte mit schnellem Zugang zu hohen Verbraucheragglomerationen hätten hier massiv an Fahrt gewonnen. Damit ergibt sich durch den Wiener Index mit 0,98 für internationale Investoren allerdings noch weiteres Potenzial an solchen Flächen.