Nichts ist so stabil wie Wohnimmobilien
Bis 300 Basispunkte über Wertpapiere
von Charles Steiner
Es hatte sich bereits vor der Coronakrise abgezeichnet, nun ist es quasi einzementiert: Wohnimmobilien erweisen sich als der krisensichere Anker in Pandemiezeiten, vor allem aufgrund des Umstands, dass jetzt durch die EZB noch mehr Geld gedruckt wird. Wie aus einer Analyse von Patrizia AG hervorgeht, rentieren europäische Wohnimmobilien mittlerweile eine Rendite von 200 bis 300 Basispunkten im Vergleich zu den zehnjährigen Renditen von Staatsanleihen. Das auch, weil die Inflationsbedenken mittel- bis langfristig zunehmen werden. Laut Patrizia seien in den Pandemiezeiten die operativen Cashflows bei Mehrfamilienhäusern stabil geblieben, europaweit betrachtet wird ein Wert von 90 bis 95 Prozent ausgewiesen. Damit liegen sie weit über Büroimmobilien und Logistik.
Und auch wenn Covid-19 das Leben von Grund auf verändert hat, bleiben die Marktgrundlagen für europäische Mehrfamilienhäuser nahezu unverändert, so Patrizia: Das allgemeine Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage bleibe weiterhin bestehen, weswegen auch der Druck auf Preise und Mieten nicht abnehmen dürfte. Bei Buy-and-Hold-Strategien weist Patrizia für europäische Wohnimmobilien Bruttorenditen zwischen fünf und sechs Prozent in den kommenden fünf Jahren auf, was Nettorenditen von 2,5 und 3,5 Prozent entspricht.
Allerdings sollten, so Patrizia weiter, institutionelle Anleger sowohl die restriktiveren Kreditstandards von Banken als auch die Auswirkungen auf das Mietwachstum im Auge behalten. Mit Covid-19 verschärfen sich die Kreditstandards erneut erheblich. Die Risikowahrnehmung hat deutlich zugenommen aufgrund der wachsenden Unsicherheit über die Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft und die Arbeitslosigkeit. Nachdem die Miet- und Kaufpreise in sämtlichen europäischen Ballungsräumen steigen, führt Patrizia in diesem Zusammenhang die Erschwinglichkeit von Wohnraum ins Treffen. Zwar gelte als Faustregel eine Schwelle von 30 Prozent zwischen Wohnkosten und Einkommen, jedoch werde dies durch die Komplexität der Pandemie dynamischer. Ergo müsse man diesen Rahmen immer wieder anzupassen und zu ergänzen. Da gelte es in erster Linie, vor allem mögliche Veränderungen der politischen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen.