Einfamilienhäuser und Grundstücke rückläufig
Zahl der Verbücherungen leicht gestiegen
von Charles Steiner
Die Anzahl der Verbücherungen ist im Coronajahr leicht gestiegen, allerdings fluteten vor allem Kleingärten und Parkplätze den Markt, während Einfamilienhäuser und Grundstücke rückläufig gewesen sind. Das geht aus dem aktuellen Re/Max ImmoSpiegel mit Daten von IMMOunited hervor, bei dem die Transaktionen des Vorjahres gemessen worden sind. Der Wert aller 2020 in Österreich verbücherten Immobilien lag bei 35,1 Milliarden Euro. Das sind um +801 Mio. Euro mehr als zuletzt und entspricht einem Anstieg von +2,3 Prozent. Von den Steigerungen der letzten Jahre ist das allerdings weit entfernt: +7,9 Prozent waren es von 2018 auf 2019 und +13,2 Prozent im Jahr davor. „Man muss schon bis ins Jahr 2013 zurückblicken, um geringere Wachstumsraten zu finden“, so Anton Nenning, Managing Director, Re/Max Austria. „Damals war der Markt um -9,3 Prozent geschrumpft!“ In Österreich wurden 2020 145.780 Objekte, um +7.090 Liegenschaften mehr als im bisherigen Rekordjahr, verbüchert. Aber: Wirtschaftlich vergleichsweise unbedeutend sind die zusätzlichen +7.000 PKW-Abstellplätze, die 2020 als eigenes Kaufobjekt verbüchert wurden, ebenso die +1.300 Kleingärten.
Während alle acht Flächenbundesländer zum Teil sogar erhebliche Umsatzzuwächse melden, fällt Wien nach der Überschreitung der 10 Milliarden Euro Grenze im Jahr 2019 wieder darunter zurück. 728 Mio. Euro fehlen auf den 2019er Umsatz. Der Anteil Wiens am nationalen Transaktionskuchen ist dadurch weiter geschrumpft und liegt bei aktuell 27,1 Prozent (2019: 29,9 Prozent).
Bernhard Reikersdorfer, Geschäftsführer von Re/Max Austria sieht spürbare Auswirkungen von Covid-19 erst für die zweite Jahreshälfte: „Der Immobilienmarkt bewegte sich auch 2020 auf sehr hohem Niveau. Das Jahr war geprägt von einer sehr hohen Nachfrage, sowohl von Eigennutzern als auch Anlegern, und einem in vielen Regionen knappen Angebot. Speziell Einfamilienhäuser, Baugrundstücke und Eigentumswohnungen erfreuten sich weiterhin sehr großer Beliebtheit.Sowohl im Wohn- als auch Gewerbeimmobilienbereich rechnen wir mit einem steigenden Angebot. Bei Wohnimmobilien wird die Nachfrage weiter hoch bleiben und die Preisdynamik wird abflachen.“
ImmoScout24-Umfrage sieht hohe Nachfrage
Starkes Interesse an Kleinwohnungen
von Charles Steiner
Im Zuge der Coronapandemie sind jede Menge Kleinwohnungen, vormals zumeist Airbnb-Wohnungen auf den Markt gekommen. Obwohl durch die mehrmaligen Lockdowns der Wunsch nach mehr Wohnfläche, möglichst im Grünen gestiegen ist, sieht eine ImmoScout24-Analyse das Interesse nach Wohnungen unter 40 m² stark gestiegen. Demnach seien im Vorjahr rund 11.750 Mietwohnungen unter 40 m², dort seien die Anfragen pro Immobilie um 60 Prozent angestiegen. Bei Eigentumswohnungen seien zwar weniger Objekte angeboten worden, allerdings hätten sich hier die Anfragen pro Immobilie gegenüber 2018/2019 nahezu verdoppelt, so ImmobilienScout24.
Aber: Gesucht wird offenbar nicht deswegen, weil man selbst in einer solchen Wohnung leben würde. Eine Umfrage durch innofact unter 500 Österreichern hat ergeben, dass nur 36 Prozent die Wohnung selbst bewohnen würden - und wenn, dann können sich das auch nur eher jene vorstellen, die derzeit zur Miete wohnen. Das könnte mitunter mit dem aktuell schwierigen Arbeitsmarkt zu tun haben aber nicht nur. Vorherrschender ist die Nutzung als Anlageobjekt (41 Prozent), weitere 37 Prozent würden das Objekt als Zweitwohnsitz nutzen. Und auch Kinder oder die Arbeit sind Gründe für die Anschaffung einer Kleinwohnung: Jeder Fünfte, der sich vorstellen kann, ein derartiges Objekt zu kaufen oder zu mieten, würde den Nachwuchs einziehen lassen. 15 Prozent sehen die ideale Nutzung als Arbeitsplatz.
Markus Dejmek, Österreich-Chef von ImmoScout24: „Das Interesse an Kleinwohnungen ist ungebrochen hoch, wie die Daten zeigen. Egal ob als Anlage oder Zweitwohnsitz - die Nutzungsmöglichkeiten sind vielfältig. Vermehrtes Arbeiten von zuhause wird aller Voraussicht nach nicht von heute auf morgen der Vergangenheit angehören. Wenn die Wohnsituation sich nicht einfach an dieses Bedürfnis anpassen lässt, braucht es alternative Lösungen. Und vielleicht sehen wir hier bald einen neuen Trend, nämlich die Nutzung kleiner Immobilien als ausgelagertes Homeoffice.“