Das Jahr der Besonnenen
Perspektiven für langfristige Immobilieninvestments
von Elisabeth K. Fürst
Laut aktuellem EHL Marktupdate für das Q3 2022 verzeichnet der österreichische Immobilieninvestmentmarkt ein vergleichsweise moderates Transaktionsgeschehen. Die Zurückhaltung der Investoren aufgrund der teils noch sehr hohen Preiserwartungen der Verkäufer auf der einen Seite und das sich rapide ändernde Zinsumfeld auf der anderen Seite, wirkte sich dämpfend auf das Transaktionsvolumen aus. So wurde aktuell ein Volumen von rund 800 Millionen umgesetzt, was das vorläufige Gesamttransaktionsvolumen 2022 auf drei Milliarden Euro steigerte. Trotz Abwarten auf Investorenseite sind die Kassen weiterhin gut gefüllt und die derzeit in Abschluss befindlichen Transaktionen lassen ein stärkeres 4. Quartal erwarten.
Die starke Sicherheitsorientierung der Kaufinteressenten hat sich auch bei den Assetklassen niedergeschlagen.
Besonders jene Assetklassen haben gut performed, die nach Einschätzung der Investoren hohe Sicherheit versprechen.
Institutionelle Wohnprojekte haben mit knapp 32 Prozent die Führungsrolle. Die beiden größten Transaktionen im Wohnbereich waren hierbei die durch EHL vermittelten Projekte "Lavater 2", das von Invester United Benefits an die Bank Austria Real Invest, das "High Five" in Linz, das von STC und Roombuus an die ZBI verkauft wurden.
Stark risikodiversifizierte, gemischt genutzte Immobilien, die eine Risikostreuung über mehrere Bereiche wie Einzelhandel, Büro, Wohnen und teils gewerblichen Wohnanteilen aufweisen, folgen mit rund 21 Prozent auf dem zweiten Platz. Es folgen Büroimmobilien mit 17 Prozent, gefolgt von Einzelhandelsimmobilien mit rund 11 Prozent des Gesamttransaktionsvolumens. Der Anteil der sehr gut performenden Assetklasse Logistik lag in den ersten drei Quartalen des Jahres aufgrund des nur geringen Angebots bei knapp 5 Prozent. Auf Käuferseite waren in den ersten drei Quartalen des Jahres maßgeblich Investoren aus Österreich (63 Prozent) und Deutschland (30 Prozent) aktiv.
Die EHL erwartet, dass sich aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowohl die Spitzenrenditen über alle Segmente hinweg tendenziell nach oben bewegen, als auch der Abstand zwischen den Spitzen- und Durchschnittsrenditen deutlich ansteigen wird. Die sich stärker manifestierende Zurückhaltung der Banken in Verbindung mit dem rapiden Anstieg der Swap-Sätze wirkt sich in allen Segmenten negativ auf die Preisentwicklung aus. Das äußerst sich nicht nur in höheren Zinssätzen, sondern es steigen auch die geforderten Eigenkapitalquoten in Kombination mit den verrechneten Risikomargen. In den meisten Fällen münden diese Adjustierungen der Businesspläne auch in Preisanpassungen.
Zusammenfassend funktioniert der Investmentmarkt in den meisten Assetklassen gut. Das Angebot steht einer fundamentalen Nachfrage von Seiten institutioneller wie auch privater Investoren gegenüber. Herausforderung ist allerdings das Thema Energieeffizienz in Verbindung mit ESG und EU-Taxonomie. Objekte, auf die das nicht zutrifft, werden von Entwicklern, die das Geschäftsmodell "Manage to ESG" für sich entdeckt haben, stark nachgefragt.
Der Herausforderung durch die steigenden Zinsen stehen positive Faktoren wie die auf Grund der Inflationsentwicklung stark gestiegenen Mieten gegenüber, von denen Immobilien noch mehr als alle anderen Sachwerte profitieren. Insbesondere für langfristig orientierte und solide finanzierte Investoren bietet diese Gesamtsituation daher auch interessante Perspektiven.