Hotel-Renditen auf Wachstumskurs
1400 Zimmer für Wien noch in diesem Jahr
von Leon Protz
Der Beginn der Pandemie sorgte für eine Zurückhaltung der Investoren bei Hotelinvestments in Österreich. Der Markt hat sich aber in den vergangenen Monaten nach einem turbulenten Jahr 2020 langsam erholt: so wurden 2021 bereits 300 Millionen Euro von institutionellen Investoren in österreichische Hotelimmobilien investiert.
"Die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen - Energiekrise, Fachkräftemangel - treffen vor allem die Hotellerie stark. Dies beeinflusst auch das Verhalten der Investoren, die in der Assetklasse Hotels zurückhaltend agieren", so Georg Fichtinger, Head of Investment Properties bei CBRE. Dennoch erwartet der Investmentexperte bis Jahresende ein Investmentvolumen über jenem des Jahres 2021.
Ausschlaggebend für das relativ gute Ergebnis sind auch die moderat steigenden Renditen. "Zurzeit steigen in allen Assetklassen die Spitzenrenditen, mit Ende des dritten Quartals 2022 lagen sie bei Hotels bei ca. 4,5 Prozent", so Fichtinger. Gerade Hotels mit einer operativen schlanken Betriebsstruktur (u.a. Budget Hotels) erleben einen Aufschwung. Dazu trägt auch die vermehrte Nachfrage in dieser Kategorie bei Touristen und die daraus resultierende gute Buchungslage bei.
Rund 1.400 Hotelzimmer werden im Jahr 2022 in Wien fertiggestellt, bis 2024 sollen es ca. 2.800 neue Hotelzimmer sein - eine Verdoppelung gegenüber dem Zeitraum von 2019 bis 2021. "Der Hotelboom in Wien hält an. Es gibt sowohl viele Sanierungen als auch Neuerrichtungen. Hotelketten spielen hier ebenso eine Rolle wie private Betreiber", so Rochel Sarikov, Hotel Investment Experte bei CBRE.
Am Hauptbahnhof hat bereits das Prizeotel mit 290 Zimmern eröffnet; am Graben das Luxushotel Rosewood Vienna mit etwa 100 Zimmern. In den kommenden Monaten werden die Eröffnungen des Bassena Hotels im Vienna Twenty Two und des B&B Hotels auf der Linken Wienzeile erwartet. Spannend wird auch die Eröffnung des größten Hampton by Hilton Hotel Europas mit ca. 360 Zimmern nahe Schönbrunn im Jahr 2024.
Der Serviced-Apartment-Markt - resilienter als der Hotelmarkt - ist in Österreich zwar noch nicht stark ausgeprägt, erfreut sich aber immer größerer Beliebtheit bei Investoren, insbesondere in der Bundeshauptstadt Wien. Grund dafür sind die bei Serviced Apartments niedrigen operativen Kosten sowie die höheren Profitmargen, was gerade in herausfordernden Zeiten den Fokus der Investoren von Hotels auf Serviced Apartments lenkt. "Bei der Planung von großvolumigen Wohnprojekten wird auch in Wien zunehmend berücksichtigt, einen Teil des Projektes als Serviced Apartments bzw. temporäre Wohnkonzepte auszubauen", so Georg Fichtinger. Zurzeit entstehen in den Danube Flats in 1220 Wien neben 550 Eigentumswohnungen auch 70 Serviced Apartments und im ersten Bauabschnitt des Vienna Twenty Two werden unter anderem 220 Serviced Apartments errichtet.
Langsamer als in anderen Branchen setzen sich die ESG Kriterien in den Hotels durch. Aufgrund der aktuell steigenden Energiekosten müssen sich Hotelbetreiber mit Nachhaltigkeitsthemen und vor allem mit alternativen Energiequellen auseinandersetzen. Hotelgästen ist ein nachhaltiges Reisen immer wichtiger, was ebenfalls zu einem Umdenken in der Branche führt. Auch wenn die Motivation der Hotelbetreiber hoch ist, so könnten steigende Zinsen und die niedrige Eigenkapitalquote der Hotelunternehmen die Investitionen in langfristige, ökologische Verbesserungen bremsen.