WKO warnt vor Bestellerprinzip
Immobilienangebot könnte drastisch verknappt werden
von Leon Protz
Die Ministerratsvorlage mit der geplanten Gesetzesänderung bezüglich des Bestellerprinzips steht auf der Tagesordnung des heute stattfindenden Bautenausschusses und soll in weiterer Folge am 1. März im Plenum des Nationalrates beschlossen werden. Der Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder spricht sich in diesem Zusammenhang erneut vehement gegen die Einführung eines Bestellerprinzips in der vorliegenden Form aus. Ein persönlicher Brief vom Vorstand des Fachverbands der Immobilien- und Vermögenstreuhänder erging dazu am Mittwoch den 22. Februar an die Mitglieder des Bautenausschusses der ÖVP. "Mit der Einführung eines Bestellerprinzips können Immobilienmakler ihre umfassenden Informations- und Aufklärungsverpflichtungen gegenüber Mieterinteressenten nicht mehr erfüllen. Der potenzielle Mieter ist dem Markt somit schutzlos ausgeliefert. Dies ist nicht im Sinne des Konsumentenschutzes," so der Obmann des Fachverbands der Immobilien- und Vermögenstreuhänder Gerald Gollenz in seinem Brief an die Nationalräte. "Der vorliegende Entwurf ist aus Sicht des Fachverbands untauglich und unausgereift, da er noch immer unbestimmte Gesetzesbegriffe enthält und damit für alle Beteiligten große Rechtsunsicherheit besteht," so Gollenz weiter. Das Bestellerprinzip wird oft als Maßnahme für leistbares Wohnen angeführt, allerdings zeigen Zahlen aus Deutschland - in dem das Bestellerprinzip im Jahr 2015 eingeführt wurde - ein anderes Bild. Nach der Analyse deutscher Marktberichte befürchtet die WKO durch die Einführung des Bestellerprinzips in Österreich den Rückgang des Immobilienangebots um 30-40 Prozent. Die Folgen: Der Markt wird intransparenter und Wohnungssuchende werden in Zukunft wesentlich mehr Zeit und Geld aufwenden müssen, um eine passende Wohnung zu finden, da das sichtbare Wohnungsangebot signifikant schrumpfen wird. Ergänzend müssten sich Wohnungssuchende rechtliche und fachliche Unterstützung extern einkaufen, wenn sie als Laien einem professionellen Vermieter gegenüberstehen. Das verursacht zusätzliche und unnötige Kosten.