ESG-Standards treiben Preise, ältere Bestände unter Druck
Gewerbeimmo-Trends in Deutschland
von Elisabeth K. Fürst
Laut dem Gewerbe-Preisspiegel 2024/2025 des Immobilienverband Deutschland (IVD) steht der Gewerbeimmobilienmarkt in Deutschland vor tiefgreifenden strukturellen Veränderungen. Die Analyse basiert auf Daten aus mehr als 380 deutschen Städten. IVD-Vizepräsidentin Jeanette Kuhnert: „Während hochwertige Büroflächen und gut erschlossene Gewerbegrundstücke gefragt bleiben, sehen wir in Randlagen und bei älteren Beständen einen zunehmenden Anpassungsdruck.“ Für die einzelnen Märkte sieht es so aus:
Büromarkt:
Ein zentrales Ergebnis des Preisspiegels ist die gestiegene Nachfrage nach modernen, ESG-konformen Büroflächen in zentralen Lagen. Hier sind die Mietpreise in vielen Großstädten spürbar gestiegen.
Anstelle einer Reduzierung der Büroflächen setzen viele Unternehmen auf eine Umgestaltung hin zu flexiblen Zonen für Kommunikation und Zusammenarbeit. Diese hohe Flexibilität bei der Planung der Flächennutzung ist daher ein wichtiger Faktor für die Vermietbarkeit von Büroflächen zu wieder ansteigenden Mieten. Anders sieht es bei älteren Bestandsflächen außerhalb der Innenstadtlagen aus. Die Leerstandsquote steigt hier deutlich, insbesondere in Städten wie Berlin (6,7 Prozent) und Frankfurt (10,0 Prozent). Viele dieser Flächen entsprechen nicht den heutigen Anforderungen und haben Schwierigkeiten, Mieter zu finden. In den „Top-8“-Metropolen Deutschlands schwanken die Mietpreise für Büroflächen mit einfachem Nutzungswert zwischen 7,50 Euro pro Quadratmeter (Leipzig) und 23 Euro (München) Büroflächen mit mittlerem Nutzungswert kosten bis zu 33 Euro pro Quadratmeter, mit den höchsten Preisen in München und den stärksten Rückgängen in Frankfurt am Main (-19 Prozent).
Gewerbegrundstücke:
Die Preise für gewerblichen Baugrund konnten in den vergangenen 15 Jahren kaum mit der Inflation mithalten. Heute kostet ein Quadratmeter Baugrund in mittlerer oder guter Lage inflationsbereinigt 36 beziehungsweise 38 Prozent mehr als noch im Jahr 2010. Verglichen mit 2023 liegen die Preise für gewerblichen Baugrund real aktuell um 5,7 Prozent niedriger. Das begrenzte Angebot an Baugrundstücken für Gewerbe und Industrie trifft vielerorts auf eine gebremste Nachfrage nach derartigen Flächen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Hamburg und Leipzig zeigen jedoch, dass dies auch nicht überall der Fall sein muss, so verbuchen diese Städte 2024 ordentliche Preiszuwächse. Auch in Frankfurt am Main verteuert sich Baugrund für Gewerbegrundstücke mit einem guten Nutzungswert deutlich. Dennoch zeigt sich, dass gut gelegene Grundstücke in Metropolen weiterhin stark nachgefragt sind. Trotz erheblicher Preisrückgänge bleibt München die teuerste Stadt für Gewerbegrundstücke: In einfachen Lagen liegen die Quadratmeterpreise zwischen 600 und 1.450 Euro, je nach Standort und Nutzungswert. Leipzig bildet das untere Ende der Preisskala: Die Preise schwanken zwischen 68 und 178 Euro pro Quadratmeter.
Einzelhandel:
Trotz einer Erholung der Besucher:innenfrequenzen in Innenstädten – nahezu auf Vor-Corona-Niveau – zeigen Daten des Handelsverbandes HDE einen Rückgang der Einzelhändlerzahlen von rund 372.000 Unternehmen im Jahr 2015 um 18 Prozent auf jetzt circa 306.000. Dies steht im Kontrast zu leicht gestiegenen Verkaufsflächen, die derzeit 124,5 Millionen Quadratmeter umfassen (2015: 123,7 Millionen Quadratmeter). Interessant ist, dass sich die Mietpreise in den besten Lagen inflationsbereinigt seit 2010 um ein Drittel reduziert haben. Dennoch bleibt München mit Mieten von 285 Euro pro Quadratmeter die teuerste Stadt, gefolgt von Düsseldorf, Berlin und Frankfurt. Stuttgart und Frankfurt am Main zeigen rückläufige Mietpreise. Dennoch bleibt Frankfurt mit 220 Euro pro Quadratmeter eine der teuersten Städte für große Ladenlokale. Innerstädtische Randlagen, insbesondere in Städten wie Leipzig, Düsseldorf und Hamburg, bieten deutlich günstigere Alternativen, mit Quadratmeterpreisen von teils weniger als einem Drittel der Top-Lagen.