Viele Fertigstellungen, Nachfrage gross, Leerstand klein
Logistik hebt immer mehr ab
von Gerhard Rodler
Der Wiener Logistik- und Industriemarkt verzeichnet 2024 mit rund 382.000 m² neu errichteter Fläche die höchste Fertigstellungsrate seit Beginn der aktuellen Markterhebungen. Nach einem praktisch stillstehenden Jahr 2023 sind bis 2026 erneut umfangreiche Bautätigkeiten geplant, insbesondere in den Submärkten Wien Umgebung Ost, Wien Nord sowie im Raum St. Pölten. Für das Jahr 2025 ist mit weiteren 305.000 m² zu rechnen, für 2026 sind es laut aktuellen Prognosen rund 172.000 m². Trotz dieses massiven Flächenzuwachses bleibt die Nachfrage stabil, wenn auch der Leerstand deutlich steigt. Aktuell liegt die Leerstandsquote bei rund 4 %, vor allem bei modernen, großflächigen Neubauten, die noch keine Vorvermietung aufweisen. Dies geht aus einer Analyse von Otto Immobilien hervor.
Der Flächenumsatz fiel 2024 mit 117.000 m² deutlich geringer aus als im Vorjahr, als noch 256.000 m² umgesetzt wurden. Für 2025 rechnen Marktexperten jedoch wieder mit einem Anstieg auf rund 140.000 m². Dieser Rückgang bei gleichzeitig wachsendem Angebot führt zu einer zunehmend differenzierten Marktdynamik. Die Nutzeranforderungen verändern sich, getrieben von neuen logistischen Anforderungen, ESG-Kriterien und Kostendruck infolge indexierter Mieten. Besonders kleinere und mittlere Unternehmen nutzen die Gelegenheit, ihre Prozesse neu auszurichten und von modernen, nachhaltigen Flächenangeboten zu profitieren.
„Wir sehen eine Marktphase, in der Innovation und Nachhaltigkeit entscheidende Wettbewerbsvorteile schaffen. Unternehmen, die jetzt gezielt in moderne Logistiklösungen investieren, positionieren sich erfolgreich für die Zukunft“, so Geschäftsführer Eugen Otto.
Die Mietpreisentwicklung zeigt sich uneinheitlich. Während energieeffiziente Neubauten mit guter Verkehrsanbindung in nachgefragten Lagen teils steigende Mieten verzeichnen, stagnieren die Preise in anderen Marktsegmenten. Im Wiener Stadtgebiet stiegen die Durchschnittsmieten für Neubauten moderat um rund 3 %. Im Bestand blieb die Spitzenmiete weitgehend konstant. Ein rückläufiger Trend zeigte sich hingegen bei Grundstückspreisen, die im Schnitt um 4,9 % gesunken sind. Für die Jahre 2025 und 2026 wird derzeit nicht mit weiteren Preissteigerungen gerechnet.
Die hohe Verfügbarkeit neuer Flächen eröffnet für Nutzer:innen neue Handlungsspielräume – sowohl für temporäre als auch für langfristige Nutzungen. Viele Eigentümer:innen reagieren mit flexiblen Nutzungskonzepten, Zwischenlösungen oder der gezielten Freigabe bislang ungenutzter Flächen zur Untervermietung. Der Markt wird insgesamt komplexer und verlangt eine stärkere Anpassungsfähigkeit aller Beteiligten. Zugleich gewinnen nachhaltige Bauweisen, der Einsatz alternativer Energien wie Geothermie sowie digitale Tools wie automatisierte Lager- und Lieferkettenlösungen weiter an Bedeutung. Diese Entwicklungen unterstreichen den strukturellen Wandel des Wiener Logistikmarkts, der sich zunehmend als Innovations- und Transformationsfeld etabliert.