Renditen fallen weiter, Risikobereitschaft steigt
Warum Wohninvestments heiß sind
von Gerhard Rodler
Wohnportfolios bleiben trotz zuletzt gestiegener Preise auf den Einkaufszetteln. Die sich dadurch ergebenden geringeren Renditen werden mit etwas mehr Risikofreude kompensiert: Einerseits wird zwischenzeitlich stark auch in B-Lagen investiert und andererseits Developments gekauft. Also (etwas) mehr Risiko in einer risikoaversen Assetklasse! Das Transaktionsvolumen mit größeren Wohnungsbeständen (ab 30 Wohneinheiten) erreicht beispielsweise 2016 in Deutschland insgesamt rund 13,53 Milliarden Euro. Vor allem die letzten drei Monate des Jahres haben mit einem Umsatz von über sechs Milliarden Euro das Ergebnis noch einmal nach oben getrieben. Für Österreich liegen solche Analysen derzeit nicht vor, die Entwicklung dürfte aber vom Trend her ähnlich sein.
Zwar liegt das Resultat im Vorjahresvergleich rund 44 Prozent niedriger, aufgrund der Übernahme der Gagfah durch die Deutsche Annington (heute Vonovia) kann 2015 aber nicht als Maßstab herangezogen werden. Der bereits 2015 zu beobachtende Aufwärtstrend bei Projektentwicklungen hat auch 2016 unvermindert angehalten. Mit einem Transaktionsvolumen von gut 2,82 Milliarden Euro haben sie im Vorjahresvergleich um 24 Prozent zugelegt und tragen insgesamt etwa 21 Prozent zum Ergebnis bei. Zum einen das wachsende Interesse der Investoren an B-Standorten, zum anderen der zunehmende Anteil von Forward-Deals. Der höchste Anteil am Gesamtumsatz entfällt nach wie vor auf Bestandsportfolios, die für 58 Prozent verantwortlich zeichnen.
Drei Viertel der Investments entfallen laut BNP Paribas Real Estate weiterhin auf deutsche Käufer. Erneut konnte Berlin mit einem Volumen von fast 3,2 Milliarden Euro den höchsten Anteil auf sich ziehen. Hier zeigt sich, dass viele Investoren fest an das langfristige Wachstum der Hauptstadt glauben. Aber auch andere Städte, beispielsweise Frankfurt (rund 950 Millionen Euro), haben von der Marktdynamik profitiert. Auf die sogenannten Big-Six-Standorte (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München) entfallen gut 42 Prozent des Gesamtumsatzes und damit deutlich mehr als in den Vorjahren.
Alle Assetklassen wachsen, Alternativen gesucht
2016 war Investmentrekord-Jahr
von Gerhard Rodler
Das Investmentjahr wurde seinen Erwartungen voll gerecht: In Deutschland beispielsweise wurde 2016 das Rekordjahr 2015 nochmals übertroffen, und zwar um beachtliche 6,5 Prozent. Gleichzeitig waren und sind die Renditen konstant auf Talfahrt - zunächst im Officebereich, mittlerweile quer über alle Assetklassen.
2016 wurden deutschlandweit 52,6 Milliarden Euro in Gewerbeimmobilien investiert. Im vierten Quartal hat der Umsatz noch einmal spürbar angezogen, sodass das Transaktionsvolumen nur 6,5 Prozent unter dem Vorjahresergebnis liegt. Dies ergibt der Investmentmarktreport 2017, den BNP Paribas Real Estate Mitte Februar veröffentlichen wird. Von Österreich kommen die Abschlusszahlen erst, dürfte aber ähnlich ausgefallen sein.
Erwartungsgemäß belegen Büroobjekte den ersten Platz im Ranking der Assetklassen und tragen knapp 44 Prozent (23,03 Milliarden Euro) zum Gesamtumsatz bei. Auf Platz zwei folgen Einzelhandelsimmobilien, die für rund ein Viertel (12,96 Milliarden Euro) verantwortlich zeichnen. Dies ist das zweitbeste Resultat der letzten neun Jahre. Die Rallye bei Hotel-Investments hat sich - wie auch in Österreich - fortgesetzt, sodass der 2015 aufgestellte Rekordumsatz 2016 mit 5,18 Milliarden Euro erneut deutlich übertroffen wurde. Weiterhin positiv gestaltet sich auch die Entwicklung im Logistiksegment. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass das Interesse an allen Objektarten hoch ist. Nachdem die Renditen bereits im gesamten Jahresverlauf spürbar gesunken sind, haben sie auch im Schlussquartal vereinzelt noch einmal nachgegeben. Berlin und München kommen auf nur noch 3,30 Prozent, Hamburg (gut mit Wien vergleichbar) 3,40 Prozent. Frankfurt Platz kommt auf 3,80 Prozent, Düsseldorf und Köln auf 3,85 Prozent.