Kerns Wohnbauideen stoßen auf Ablehnung
Aussagen des Kanzlers sind "more of the same"
von Charles Steiner
Bundeskanzler Christian Kerns „Dew Deal“ entpuppt sich für die Immobilienwirtschaft eher als „more of the same“. Zumindest bezeichnet der Fachverbandsobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer, Georg Edlauer Kerns Ideen als „nicht das, was der Wohnungsmarkt wirklich braucht“. Der Bundeskanzler hatte ja erneut angekündigt, Mieten deckeln, Maklerprovisionen für Mieter abzuschaffen sowie befristete Mietverträge einzuschränken zu wollen.
Weitere Restriktionen vom Gesetzgeber würden das Wohnungsproblem zusätzlich verschärfen, legt Edlauer nach: „Man muss kein Wirtschaftsprofessor sein, um zu erkennen, dass am Wohnungsmarkt die Nachfrage bei Wohnraum das Angebot bei weitem übersteigt - und die damit steigenden Preise auf eben dieses unzureichende Angebot zurückzuführen sind“, so Edlauer. Durch die Verunsicherung, die durch derlei „populistisches Handeln“ bei der Immobilienwirtschaft um sich greift, habe die Investitionsbereitschaft im Wohnbau jedenfalls abgenommen. Durch Mietdeckelung würden der Neubau und Sanierungsmaßnahmen noch weiter eingeschränkt werden. Besonderer Dorn im Auge: langjährige Privilegien im Mietrecht, die es dringend abzuschaffen gelte. „Diese können zu immer gleichbleibendem Zins weitervererbt werden, werden oft als Zweitwohnungen zurückbehalten und stehen dem Wohnungsmarkt nicht zur Verfügung.“, echauffiert sich Edlauer. Ein Ansatz, den ÖVI-Präsident Georg Flödl teilt. 14 Milliarden Euro - vier Prozent aller Bruttoinvestitionen - werden im Wohnbau getätigt, 2,2 Milliarden davon von Privaten: „Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht wäre es sinnvoll, insbesondere Investitionen in den Wohnbau zu stützen bzw. zu erleichtern. In Wirklichkeit aber ist die Immobilienwirtschaft innerhalb kurzer Zeit durch die Wohnrechtsnovelle 2015, die Steuerreform 2015/2016 und durch das MILG II massiv belastet worden.“
Drastischer drückt es Martin Prunbauer, Präsident der privaten Haus- und Grundbesitzer (ÖHGB) aus: „Mit altbekannten Klassenkampftönen wird man weder vorhandenen Wohnraum verbilligen, noch neuen Wohnraum schaffen.“ Edlauers Stellvertreter Gerald Gollenz hingegen moniert aus Sicht der Bauträger, dass die Zulässigkeit der Bundeshaftungen im Zuge der vor kurzem gegründeten Wohnbauinvestitionsbank WBIB noch nicht geklärt sei. Dabei würden dadurch ein zusätzliches Potenzial von 30.000 Wohnungen ermöglicht - so die Bank ein OK der EU-Kommission erhält. „Da müsste die Regierung für Klarheit sorgen“, sagt Gollenz.
Für 2017 weniger Markteintritte erwartet
Retailmarkt 2016 stabil
von Stefan Posch
"Prinzipiell ist alles gut", fasst Andreas Ridder, Geschäftsführer von CBRE Österreich in einem Pressegespräch heute Montag das vergangene Jahr zusammen. Der Retailmarkt etwa hat sich 2016 stabil entwickelt. Die Anzahl der Markteintritte hat sich im Vergleich zu 2015 sogar erhöht. Das Investmentvolumen brach hingegen ein.
Mit 113.000 m² entsprach die Neuflächenproduktion 2016 im Retailbereich die des Jahres 2015 (115.000 m²). "Der österreichische Retailmarkt hat 2016 ein stabiles Jahr hinter sich gebracht", fasst Walter Wölfler, Head of Retail Austria & CEE bei CBRE die Zahlen zusammen. Die Anzahl der Markteintritte werde 2017 aber abfallen. Mit 31.000 m² war die mit Abstand größte Neuflächenproduktion 2016 die Erweiterung der Plus City in Pasching bei Linz. "Das war sicher das Highlight des Jahres", so Wölfler. Der Einzelhandel steht aktuell vor großen Herausforderungen auch wenn Wölfler den stationären Handel noch lange nicht am Ende sieht. Laut einer Studie von CBRE bevorzugen noch immer 70 Prozent der Millennials das Einkaufen in physischen Geschäften. Daher sei sei eine Verknüpfung von Online und Offline wichtig.
Im Investmentmarkt war im Jahr 2016 hingegen ein Einbruch zu beobachten. Um 31 Prozent ging im Vergleich zum Jahr 2015 das Investmentvolumen in Immobilien zurück. Grund dafür sei, dass kaum geeignete Objekte am Markt seien, so Georg Fichtinger, Head of Investment Properties Capital Markets bei CBRE. Zudem seien einige Transaktionen, wie etwa der Verkauf des Millenium Tower oder der des DC Towers 2016 noch nicht geclosed worden. Über 500 Millionen Euro der Transaktionen von 2016 werden erst 2017 schlagend.
Einen Rekordwert in negativer Hinsicht gibt es im Büromarkt. In den letzten 25 Jahren sind noch nie so wenig Büroflächen gebaut worden wie 2016. Für die nächsten zwei Jahre erwartet CBRE aber wieder ein Ansteigen der Neuflächenproduktion.
Die Spitzenrenditen gehen in Österreich - wie überall in Europa - nach unten. Die Preise würden weiter anziehen und die Investoren seien in Österreich sehr selektiv, so Georg Fichtinger weiter. Im Gegensatz zu Deutschland würden Investoren in Österreich zudem nicht auf schlechtere Lagen ausweichen. Für 2017 rechnet Fichtinger weiter mit steigenden Preisen und damit mit niedrigen Renditen. Ab 2018 soll es mit den Renditen wieder nach oben gehen.