Das sind jetzt die Trends am Immomarkt
Talshole durchschritten, aber noch Insolvenzen
von Gerhard Rodler
Zinssenkungen und Stabilisierung von Renditen könnten den Investmentmarkt in Österreich im Jahr 2024 positiv beeinflussen. Käufer und Verkäufer werden sich bei ihren Kaufpreisvorstellungen zunehmend annähern. Durch wirtschaftliche Herausforderungen und Mittelabflüsse werden Portfoliobereinigung und Abverkauf einiger Immobilien forciert. Die Konsequenz: mehr Angebot. Im ersten Halbjahr ist mit einem moderaten Anstieg der Renditen zu rechnen, danach Stabilisierung.
Logistikimmobilien sind ganz oben auf den Einkaufslisten der Investoren, gefolgt von Wohn- und Büroimmobilien. Die Vermietungsleistung am österreichischen bzw. Wiener Büromarkt ist u.a. stark beeinflusst vom niedrigen Leerstand und der geringen Fertigstellungsleistung – es sind kaum Flächen verfügbar. Das limitierte Angebot kann sich dämpfend auf den Markt auswirken – trotz einiger Flächengesuche, die es im ersten Halbjahr abzuarbeiten gilt. Die Stimmung sollte aber gut bleiben.
Die Fertigstellungsleistung sollte 2024 etwas höher ausfallen als 2023, auch für die kommenden Jahre gibt es eine gut gefüllte Pipeline. Der Qualitätsanspruch der Mieter in Bezug auf Ausstattung, Lage und Flexibilität steigt, dafür werden die Flächen kleiner. Kreativ- und Wohlfühlfaktor bei Büros werden immer wichtiger.
Mietwachstum befindet sich im Spannungsverhältnis zur aktuellen Wirtschaftslage, durch die Unternehmen kostensensibel agieren. Nachhaltigkeit ist auch am Büromarkt eines der wichtigsten Kriterien: in zertifizierten Gebäuden werden um ca. 10 Prozent höhere Mieten erzielt.
2023 war ein weiteres Rekordjahr bei Logistikvermietungen. Die aktuelle Wirtschaftslage wirkt sich auf die Nachfrage aus, sodass von einer niedrigeren Vermietungsleistung im Jahr 2024 auszugehen ist.
Zuletzt galt der b2b Sektor als Treiber für Vermietungen am Logistikmarkt. Dieser stagniert bzw. ist bereits leicht rückläufig, was sich auf die Vermietungsleistung auswirkt. Die Leerstandsrate wird steigen – ausschlaggebend dafür sind die hohe Fertigstellungsleistung sowie die geringere Nachfrage.
Durch den Angebotsüberhang werden Vollverwertungen vor Fertigstellung die Ausnahme darstellen im Jahr 2024. Die Lage der Logistikimmobilien wird für Mieter wieder wichtiger.
Am Retailmarkt war die Vermietungsleistung insgesamt gut, daher konnte bereits ein hoher Anteil der freigewordenen Flächen nachbesetzt werden. Attraktive Standorte werden aufgrund von Marktaustritten, Insolvenzen und Standortstraffungen verfügbar, auch für Neueintritte internationaler Anbieter. Weitere Diversifizierung des Angebotsmix im Handel. Health und Beauty boomen. Die Systemgastronomie erweist sich als resilienter als kleine Gastronomiebetriebe. Mehr und mehr Städte wirken der Entleerung von Ortskernen mit ganzheitlichen Konzepten entgegen. Shopping Center beginnen, sich mit ihrer unmittelbaren Umgebung auseinanderzusetzen.
Wohnimmobilien gehören nach wie vor zu den Top-3-Assetklassen für Investoren. Die Bautätigkeit am österreichischen Wohnungsmarkt ist 2024 nach einigen sehr intensiven Jahren wieder rückläufig, was sowohl den Investmentmarkt als auch den Mietmarkt massiv beeinflusst.
Nach Jahren des Wachstums werden 2024 erstmals seit 5 Jahren wieder weniger Wohneinheiten fertiggestellt. Dieser Trend wird sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen und vor allem in den größeren Städten zu einer angespannten Marktsituation führen.